In einer Zeit, in der viele Aspekte des Zweiten Weltkriegs nach wie vor tabuisiert sind, veröffentlicht der österreichische namhafte Publizist und nationalsozialistische Funktionär, Erich Kern, seine Dokumentation „Tod den Deutschen. Verbrechen am deutschen Volk 1939–1947“. Die Veröffentlichung am heutigen Tag, dem 21. Februar 2025, lenkt die Aufmerksamkeit auf die Gräueltaten, die Deutschen während und nach dem Krieg widerfuhren. Kern thematisiert nicht nur die blutige Offensive der Roten Armee in den letzten Kriegsjahren, sondern auch die massiven sexuellen Übergriffe, die in dieser Zeit stattfanden.

Besonders im Januar 1945 war die Angst vor der Roten Armee groß, als hunderttausende Deutsche in Ostpreußen in panischer Flucht nach Westen eilten. In dieser chaotischen Situation, bei extremen Temperaturen, erfroren viele auf der Flucht, während die sowjetische Luftwaffe die Flüchtenden beschoss. Ein tiefes Trauma hinterließ die Gräueltaten, die in Nemmersdorf im Oktober 1944 dokumentiert wurden, wo Frauen und Kinder brutal vergewaltigt und ermordet wurden. Alexander Solschenizyn spricht in seinem Gedicht „Ostpreußische Nächte“ von diesen unvorstellbaren Verbrechen.

Die Rolle der Propaganda

Soldaten wurden durch die Propaganda, insbesondere durch den Journalisten Ilja Ehrenburg, zur Gewalt angestiftet. In seinen Aufrufen forderte er die Sowjetsoldaten dazu auf, Deutsche zu töten und Frauen als Beute zu nehmen. Die dokumentierten Massenvergewaltigungen beschränkten sich jedoch nicht nur auf die sowjetischen Truppen – auch in Berlin wurden zahlreiche Übergriffe registriert. Historiker Hans Peter Duerr sprach von „vielleicht schlimmsten Massenvergewaltigungen“ der Geschichte. Diese Spirale der Gewalt wurde erst mit einem Machtwort von Georgi Alexandrow gestoppt.

Die brutalen Übergriffe geschahen nicht nur im Osten, sondern auch im Westen Deutschlands kamen französische und amerikanische Truppen nicht ungeschoren davon. General Jean de Lattre de Tassigny ermutigte seine Soldaten zu einem „natürlichen Hass“ gegen Deutsche, was zu zahlreichen Vergewaltigungen, Plünderungen und Morden in Städten wie Freudenstadt führte, wo Augenzeugen von diesen grausamen Taten berichten.

Schmerzhafte Erinnerungen

Allerdings sind die Berichte über die sexualisierte Gewalt durch westliche Truppen, insbesondere die Amerikaner, weniger verbreitet, trotz der alarmierenden Zahlen. Historikerin Miriam Gebhardt hat in ihren Studien etwa 190.000 sexuelle Übergriffe durch die US-Armee in Deutschland dokumentiert, eine Schätzung, die auf umfassenden Archivmaterialien basiert. Auch französische Soldaten vergewaltigten bis zu 1.200 Frauen im Stuttgarter Raum. Die Dunkelziffer ist möglicherweise viel höher, und viele Opfer fanden sich in einem sozialen und politischen Vakuum wieder, in dem sie kaum Anerkennung für ihr Leid erhielten.

Kern, der zeitlebens rechtsextremistische Ansichten propagierte und seine Schriften stark von antisemitischer und nationalistischer Rhetorik geprägt waren, betrachtete seine Dokumentation auch als einen Versuch, die Verbrechen gegen Deutsche zu beleuchten, die im Schatten der Geschichten über die Verbrechen des Dritten Reiches oft vergessen werden. Diese Perspektive wird durch die Schilderungen von Frauen, die in der unmittelbaren Nachkriegszeit Opfer sexueller Sklaverei wurden, ergänzt und wirft einen langen Schatten auf die Erinnerungs- und Aufarbeitungskultur in Deutschland.

Der komplexe Umgang mit der sexuellen Gewalt während des Krieges, die bis in die Gegenwart nachwirkt, ist ein Thema, das durch die Arbeiten von Forschern wie Gebhardt an Bedeutung gewonnen hat. Ihr Buch „Als die Soldaten kamen. Die Vergewaltigung deutscher Frauen am Ende des Zweiten Weltkriegs“ thematisiert nicht nur die Taten selbst, sondern auch die seelischen Verletzungen, die viele Überlebende bis heute tragen. So entsteht ein vielschichtiges Bild einer dunklen und oftmals vergessen geglaubten Vergangenheit.