Der Zustand zahlreicher Brücken in Deutschland ist besorgniserregend. Insbesondere die Brücke der B101 nahe Großenhain, die im Dezember 2024 wegen gravierender Schäden abgerissen wurde, steht im Fokus der Aufmerksamkeit. Stephan Berger, Abteilungsleiter Mobilität im sächsischen Verkehrsministerium, schilderte die katastrophalen Mängel: An der Brücke platzte der Beton bei Berührung ab, und das Spannstahl weist erhebliche Korrosionsschäden auf, während die Füllmasse in den Hüllrohren fehlte. Diese Problematik ist nicht neu; bereits 2017 wurden erste Risse festgestellt, doch erst nach dem dramatischen Einsturz der Carolabrücke in Dresden wurde eine umfassende Überprüfung zur Pflicht. Die Carolabrücke war eine moderne Konstruktion aus Spannbeton und erlitt am 12. September 2024 ohne Vorwarnung den Zusammenbruch des Mittelstücks. Experten führen dies unter anderem auf eine hohe Korrosion der Stahlseile zurück, die durch eindringendes Chlorid verstärkt wurde.

Berger betont die Herausforderung, die durch die fehlerhafte Lagerung des Spannstahls während der Bauphase entstand. Künftig soll eine neue Brücke innerhalb von zwölf bis 18 Monaten entstehen, die aufgrund der ermittelten Mängel und der neuen Sicherheitsstandards schmaler und mit einer geänderten Konstruktion ausgestattet sein wird. Zukünftig wird die Brücke eine integrierte Fahrbahnplatte und Radwege auf Stahlträgern umfassen. Der Baubeginn ist für September 2025 geplant, abhängig von den Witterungsbedingungen.

Lehren aus dem Carolabrücken-Unglück

Der plötzliche Einsturz der Carolabrücke, die über zwei Überbauten für Autos und Straßenbahnen verfügte, war ein Weckruf. Mike Schlaich, ein Bauingenieur, erklärte, dass die Konstruktion der Carolabrücke auf zwei Pfeilern basierte, was zu einer kritischen Biegung des Mittelstücks führen konnte. Zum Zeitpunkt des Einsturzes war keine Straßenbahn auf der Brücke, und es gab auch keine außergewöhnlichen Wetterbedingungen. Experten vermuten, dass die Spanndrähte der Brücke brachen, was zu einem katastrophalen Versagen führte.

Die Sicherheit von Hochbauten, insbesondere von Brücken, hängt stark von der regelmäßigen Prüfung und Wartung ab. In Deutschland sind Brückenprüfungen alle drei Jahre und Hauptprüfungen alle sechs Jahre vorgeschrieben, um Schäden frühzeitig zu erkennen. Regelmäßige Inspektionen sind essenziell, um das Risiko von plötzlichen Zusammenbrüchen zu minimieren. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass in vielen Bestandsbauwerken anfällige Stähle verbaut wurden, die nicht mehr produziert werden. Eine Analyse der Spannungsrisskorrosion (SpRK) ist erforderlich, um das Gefährdungspotenzial der Brücken zu erkennen. Diese Korrosion kann ohne Vorwarnung auftreten und zu schlagartigen Versagen führen.

Bauwerksanalysen und zukünftige Maßnahmen

Die Technische Universität Dresden hat in diesem Zusammenhang Projekte ins Leben gerufen, um die Gefährdung der Bauwerke zu evaluieren. Durch die Ermittlung einer SpRK-Note können die Brücken in Risikokategorien eingeordnet werden. Diese methodische Herangehensweise wird dabei helfen, Prioritäten für die Instandhaltung und mögliche Neubauten zu setzen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Tragfähigkeit und Sicherheit von Brücken durch präventive Maßnahmen und regelmäßige Kontrollen sichergestellt werden müssen. Der Umgang mit den festgestellten Mängeln an der B101-Brücke sowie die Lehren aus der Carolabrücke sind Schritte in die richtige Richtung, um künftigen Unglücken vorzubeugen. Weitere Informationen zur Problematik finden Sie in den Berichten von Tag24, Spektrum und TU Dresden.