Vorfall | Stellenabbau |
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Uhrzeit | 13:33 |
Ort | Mainzlar, Staufenberg, Kreis Gießen |
Ein Schock für die Region Gießen: Die RHI Magnesita plant die Schließung ihres Werks in Mainzlar, was das Aus für 90 Arbeitsplätze bedeutet. Diese Entscheidung kommt nach einer Investition von 11,2 Millionen Euro in den Standort, die erst vor kurzem getätigt wurde. Die Gewerkschaft IGBCE hat die alarmierenden Nachrichten verbreitet und berichtet, dass der Brennofen bereits Ende dieses Monats heruntergefahren werden soll. Der Schock sitzt tief, denn die Angestellten hatten auf eine positive Zukunft gehofft, nachdem der neue Tunnelofen erst im März 2023 in Betrieb genommen wurde, um wichtige Produkte für die Glas-, Stahl- und Zementindustrie zu produzieren, wie Gießener Allgemeine berichtete.
Die Nachricht von der bevorstehenden Schließung trifft die Belegschaft wie ein Blitz aus heiterem Himmel. IGBCE-Betriebsbetreuer Julian Fluder äußert seine Empörung darüber, dass weder der Betriebsrat noch die Gewerkschaft über mögliche Schwierigkeiten informiert wurden. „Über Alternativen, etwa Kurzarbeit, hat man offenbar überhaupt nicht nachgedacht. Das ist den Beschäftigten gegenüber einfach nur dreist“, so Fluder. Diese Entscheidung wird als eklatanter Vertrauensbruch wahrgenommen, besonders in Anbetracht der früheren Aussagen des Vorstandsvorsitzenden Stefan Borgas, der noch vor zwei Jahren betonte, dass es ohne das Werk Mainzlar keine RHI Magnesita geben könne.
Ein unerwarteter Rückschlag
Die Situation wird noch dramatischer, wenn man bedenkt, dass der Tunnelofen, das Herzstück der Produktion, durchgängig in Betrieb bleiben muss. Sollte er heruntergefahren werden, könnte die Spezialverkleidung im Inneren irreparabel beschädigt werden, was eine kostspielige Sanierung oder gar einen Neubau erforderlich machen würde. Fluder berichtet, dass die RHI offenbar in Konkurrenz zu einem neuen Standort in Frankreich steht, wo nun die für Mainzlar vorgesehenen Produkte gefertigt werden. Dies wirft Fragen zur langfristigen Strategie des Unternehmens auf und lässt die Mitarbeiter in einem Gefühl der Unsicherheit zurück.
Die Schließung des Werks hat nicht nur Auswirkungen auf die Beschäftigten, sondern auch auf die gesamte Region. Das Land Hessen, die Stadt Staufenberg und der Landkreis Gießen haben in der Vergangenheit erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Standort zu unterstützen. So wurde beispielsweise ein stillgelegter Bahnschnitt reaktiviert, um die Materialversorgung zu gewährleisten, was mit hohen Investitionen verbunden war. Die Stadt und der Landkreis haben ebenfalls Gelder bereitgestellt, die nun möglicherweise verloren sind.
Die Folgen für die Gemeinde
Für die Stadt Staufenberg bedeutet die Schließung nicht nur den Verlust von Arbeitsplätzen, sondern auch den Wegfall eines wichtigen Gewerbesteuerzahlers. Bürgermeister Peter Gefeller wollte sich zunächst nicht äußern, da der Haushaltsplan für 2025 im Parlament eingebracht werden sollte. Die Unsicherheit über die Zukunft des Werks könnte jedoch weitreichende Folgen für die kommunale Finanzplanung haben.
Die Gewerkschaft und der Betriebsrat bereiten sich auf harte Verhandlungen über einen Sozialplan vor, um die Interessen der Beschäftigten zu wahren. Fluder ist pessimistisch, was die Möglichkeit eines „Wunders von Mainzlar“ angeht, wie es 2020 der Fall war, als die Belegschaft erfolgreich gegen die Schließungspläne kämpfte. „Es geht dem Management wohl nur darum, den Profit zu maximieren. Die Beschäftigten sind ihm offenbar völlig egal“, so Fluder abschließend. Die Region steht vor einer ungewissen Zukunft, während die RHI Magnesita ihre Entscheidungen trifft, die das Schicksal vieler Menschen beeinflussen werden.