Ein kürzliches Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump in Washington hat in der ukrainischen Community in Deutschland für Entsetzen gesorgt. Wie SWR berichtet, bezeichnete Oksana Vyhovska, die Vorsitzende der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft Freiburg, Trumps Verhalten als unverschämt. Sie kritisierte die geschickte Täter-Opfer-Umkehr, die während des Treffens stattfand.
Roksolana Zhubil, die vom Verein Ukrainisches Atelier für Kultur und Sport (UAKS) spricht, bezeichnete das Treffen als „Desaster“. Sie betonte, dass Selenskyj in der aktuellen Lage ohne ausreichende Unterstützung dastehe. Trump und der republikanische Senator J.D. Vance übten scharfe Kritik an Selenskyj und warfen ihm vor, undankbar für die US-Militärhilfe zu sein. Aus ihrer Sicht war sein Drängen nach weiteren Sicherheitszusagen nicht nur unangebracht, sondern auch respektlos.
US-Hilfen in Gefahr
Die Bedrohung von US-Hilfen könnte für die Ukraine gravierende Folgen haben. Laut RND ist ein Rückgang oder gar ein vollständiger Wegfall der finanziellen Unterstützung wahrscheinlich. Diese Hilfen sind nicht nur entscheidend für die Verteidigung des Landes, sondern auch für grundlegende staatliche Funktionen. Im Jahr 2024 erhielt die Ukraine beinahe 40 Milliarden Euro an ausländischer Finanzhilfe, wobei mehr als 30 Milliarden Euro aus den USA stammten.
Sollten die US-Unterstützung wegfallen, könnte dies zu einem möglichen Kollaps des ukrainischen Staates führen. Präsident Selenskyj hat bereits gewarnt, dass der Verlust der amerikanischen Militärhilfen erhebliche Auswirkungen auf den Verlauf des Konflikts mit Russland haben könnte.
Der europäische Kontext
Im europäischen Vergleich hat die Unterstützung für die Ukraine von der EU ebenfalls eine bedeutende Rolle gespielt. Nach Angaben von Ostheimer wurde seit Beginn des Krieges im Jahr 2022 ein Gesamtvolumen von ca. 267 Milliarden Euro mobilisiert, wobei die USA rund 114 Milliarden Euro und die EU etwa 132 Milliarden Euro beigetragen haben. Die militärische Hilfe von den USA beläuft sich auf etwa 64 Milliarden Euro, während die EU rund 62 Milliarden Euro zur Verfügung stellte.
Die ukrainische Community in Stuttgart hat sich nun in einem Appell an die europäische Einheit und Unterstützung für die Ukraine gewandt. Insgesamt 57 ukrainische und deutsch-ukrainische Organisationen haben sich zusammengeschlossen, um für ein gemeinsames Vorgehen zur Friedenssicherung einzutreten.
Nach dem Eklat in Washington erfährt Selenskyj in der deutschen und europäischen Politik breite Unterstützung. Trotz der Schwierigkeiten, mit denen die Ukraine konfrontiert ist, bleibt die Hoffnung auf die Solidarität sowohl aus den USA als auch von Seiten der europäischen Partner. Selenskyjs Forderung nach Sicherheitsgarantien für ein zukünftiges Friedensabkommen mit Russland wird weiterhin auf Widerstand stoßen, vor allem aus Washington.