Online-Shops wie Temu und Shein erfreuen sich in Deutschland und Europa einer zunehmenden Beliebtheit. Die niedrigen Preise, die diese chinesischen Händler anbieten, ziehen zahlreiche Kunden an, auch wenn die Lieferzeiten oftmals lang sind. Produkte werden im Vergleich zu etablierten Anbietern wie Amazon zu deutlich günstigeren Preisen angeboten. Diese Entwicklung in der Online-Handelslandschaft findet jedoch nicht nur positive Resonanz.
Verbraucherschützer Ron Perduss weist auf erhebliche gesundheitliche Risiken hin, die mit den Produkten von Temu und Shein verbunden sind. Ein zentrales Problem sei die unzureichende Kontrolle über Materialien, Inhaltsstoffe und Arbeitsbedingungen in den dortigen Fabriken. Zudem berichten Kunden wiederholt von Qualitätsproblemen, die ihre negative Wahrnehmung der Produkte verstärken. Trotz dieser kritischen Stimmen gibt es auch positive Rückmeldungen von Käufern, die mit ihren Einkäufen zufrieden sind und die vergleichsweise hohen Preise ähnlicher Produkte bei Amazon kritisieren.
Rasanter Wachstum des Online-Handels
Der Online-Handel in der EU wächst rasant und verzeichnet insbesondere durch Importe aus China einen enormen Zuwachs. Im Jahr 2023 haben drei von vier EU-Bürgern Produkte online gekauft. Bei dieser Entwicklung erfolgt ein klarer Trend hin zu Online-Marktplätzen anstelle von direkten Einkäufen bei Marken oder Shops. Zahlen belegen, dass der Online-Handel mit Herstellern aus Drittstaaten zwischen 2017 und 2021 um fast 20 Prozent pro Jahr zulegte. Dabei haben 45 Prozent der Verbraucher, die in Drittländern einkaufen, Produkte aus China gekauft.
Amazon und AliExpress behaupten auch im Jahr 2023 die Position der führenden Online-Marktplätze, gefolgt von Shein auf Platz drei und Temu auf Platz vier. Shein konnte alleine in den vergangenen drei Jahren seinen Umsatz um erstaunliche 900 Prozent steigern und produziert täglich 7.200 neue Artikel. Niedrige Preise, beispielsweise ein T-Shirt für nur 2 Euro, setzen europäische Wettbewerber unter Druck und gefährden gleichzeitig Umwelt- und Sicherheitsstandards.
Produktsicherheit und Verbraucherschutz
Die Problematik rund um die Produktsicherheit wird durch alarmierende Statistiken untermauert. Eine Untersuchung zeigt, dass zwei Drittel der auf Online-Marktplätzen gekauften Produkte bei Sicherheitstests durchfallen. Insbesondere Produkte, die aus Drittländern importiert werden, weisen dreimal häufiger Probleme mit Vorschriften zur Produktsicherheit und Umwelt auf als in der EU produzierte Waren. Für Temu wurde festgestellt, dass 95 Prozent der dort gekauften Spielzeuge gegen EU-Sicherheitsvorschriften verstoßen.
Angesichts dieser Gefahren und der hohen CO2-Emissionen, die durch den Online-Handel verursacht werden, fordern Experten stärkere Regulierungen. Das Positionspapier des TÜV-Verbands hebt hervor, dass viele Produkte auf Plattformen wie Temu und Shein nicht den geltenden Produktsicherheitsanforderungen entsprechen. Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, nennt Beispiele für unsichere Produkte, darunter scharfkantige Spielzeuge und ungenaue Gesundheitstracker.
Die EU plant eine neue Strategie zur Verbesserung des Verbraucherschutzes im Online-Handel und formuliert zwölf Vorschläge, die unter anderem rechtliche Verantwortung für Nicht-EU-Unternehmen, strengere Kontrollen und verbesserte Ressourcen zur Marktüberwachung beinhalten. Der Digital Services Act (DSA), der im Februar 2024 in Kraft trat, verpflichtet große Online-Plattformen zu strengeren Transparenz- und Sorgfaltspflichten, jedoch gibt es Umsetzungsprobleme, die dringend adressiert werden müssen.
Die Herausforderungen im Online-Handel zeigen, wie wichtig eine umfassende Regulierung ist, um sowohl Verbraucher zu schützen als auch faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Die Europäische Kommission und Verbraucherschützer setzen sich für einen nachhaltigen und sicheren Online-Handel ein, der den steigenden Anforderungen der Verbraucher Rechnung trägt.