Vor dem Landgericht Itzehoe wird am Mittwoch das Urteil für den Mann erwartet, der im Januar 2023 in einem Regionalzug in Brokstedt zwei Menschen getötet und weitere schwer verletzt haben soll. Der Prozess dauerte rund zehn Monate, in denen fast 100 Zeugen befragt und verschiedene Sachverständige angehört wurden. Dem Angeklagten werden zweifacher Mord und vierfacher versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicher oder schwerer Körperverletzung vorgeworfen.
Die Staatsanwaltschaft fordert eine lebenslange Freiheitsstrafe und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Der Angeklagte habe nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft aus Frustration aufgrund seines ungeklärten aufenthaltsrechtlichen Status gehandelt. Die Verteidigung hingegen plädiert dafür, den Angeklagten aufgrund einer psychischen Erkrankung in einer psychiatrischen Einrichtung unterzubringen.
Die Frage, ob der Angeklagte schuldunfähig oder vermindert schuldfähig ist, bestimmte den Prozess. Zeugenaussagen deuteten auf ein instabiles psychisches Verhalten des Angeklagten hin. Trotzdem kam ein Gutachten zu dem Schluss, dass der Angeklagte zum Tatzeitpunkt einsichts- und steuerungsfähig war. Der Prozess zeigte zudem, wie die Tat Opfer und Beteiligte auch langfristig traumatisiert hat.
Im Prozess wurden auch Kommunikationsfehler und Behördenversagen im Hinblick auf den Angeklagten aufgedeckt. Das Durcheinander bei verschiedenen Behörden und unklare Zuständigkeiten trugen zur unzureichenden Betreuung und Hilfestellung für den Angeklagten bei. Die Taten des Angeklagten haben nicht nur direkte Opfer, sondern auch die betroffenen Institutionen und Behörden vor große Herausforderungen gestellt.