KulturNeumünster

Gemeinsam rocken: Wacken-Führung für Menschen mit Handicap

Beim Wacken Open Air 2024 wurden kognitiv beeinträchtigte Menschen aus Neumünster durch eine inklusive Geländeführung unterstützt, die den Zugang zum Festival erleichtert und ihnen ein besonderes Gemeinschaftserlebnis in der bekannten Metal-Szene ermöglicht.

Stand: 01.08.2024 18:06 Uhr

Die Zugänglichkeit von Festivals für Menschen mit Behinderungen bleibt eine wichtige gesellschaftliche Herausforderung. Der Wacken Open Air zeigt, wie Inklusion im Bereich Kultur und Musik wirksam umgesetzt werden kann.

von Pauline Reinhardt

Festival-Inklusion schafft Gemeinschaft

Das Wacken Open Air, eines der größten Metal-Festivals weltweit, eröffnet durch gezielte Führungen neue Perspektiven für Menschen mit Behinderungen. Klaus-Jürgen Reimers, der die Gruppen führt, betont: „Aquí darf jeder sein, wie er will.“ Diese Philosophie des Akzeptierens und Wertschätzens ist nicht nur wichtig, sondern auch integraler Bestandteil der Festival-Kultur.

Ein Ausblick auf das Wacken-Feeling

Für viele Teilnehmer dieser besonderen Führungen vom Lebenshilfewerk Neumünster ist der Festivalbesuch eine Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen. Gesa Kanzmeier, die eine der wenigen Frauen in der Gruppe ist, erläutert, wie schwierig es oft ist, an Tickets für Veranstaltungen zu gelangen, da diese oft unerschwinglich sind. „Wir verdienen in den Werkstätten nicht viel Geld“, fügt ihr Begleiter Frank Schwenck hinzu.

Ein unvergesslicher Tag im Zeichen der Musik

Die Vorfreude bei den Festivalbesuchern ist spürbar: Sie tragen T-Shirts mit dem bekannten Wacken-Logo und genießen die Tage des Festivals in vollen Zügen. Es ist ein Tag, an dem Träume wahr werden und die Metal-Szene im Fokus steht. Die Gruppe kann sogar einen Blick in den VIP-Bereich werfen und beim Soundcheck von In Extremo dabei sein. „Wacken erlebt zu haben und sagen zu können, dass man hier war, heißt: Man gehört dazu“, bringt es Schwenck auf den Punkt.

Die Herausforderung der Ticketpreise

Obwohl das Festival global bekannt ist, stehen Menschen mit kognitiven Einschränkungen oft vor finanziellen Hürden. Die Teilnahme an solch großen Events ist für viele unerreichbar, weshalb die Organisation dieser inklusiven Führungen von großer Bedeutung ist. Diese Initiative hilft, eine Brücke zu bauen, die es oft an anderen Orten nicht gibt.

Eine positive Energie in der Metal-Community

Freiwillige und Beteiligte heben die inklusive Atmosphäre hervor. „Die Leute sind freundlich, man hilft sich gegenseitig“, ist ein häufig gehörter Kommentar unter den Festivalbesuchern. Diese solidarische Haltung fördert nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, sondern zeigt auch, wie wichtig es ist, Raum für jeden zu schaffen, ungeachtet der individuellen Unterschiede.

Der emotionale Höhepunkt der Führung

Die emotionale Bindung, die mit dem Festival verbunden ist, wird durch fröhliche Rufe und die ausgelassene Stimmung verstärkt. Teilnehmer Lasse bringt mit seiner Ausgelassenheit das Wort „Wackööön!“ über das Veranstaltungsgelände, eine Bekundung, die bei anderen Menschen keine komischen Blicke hervorruft. Vielmehr wird er von der Festivalgemeinschaft akzeptiert und gefeiert.

Fazit: Musik als verbindendes Element

Frank Schwenck fasst die Erlebnisse und die Bedeutung der Führung mit einer klaren Botschaft zusammen: „Musik verbindet“. Durch Veranstaltungen wie das Wacken Open Air kann Inklusion nicht nur gefördert, sondern auch zum Bestandteil eines jeden Festivals gemacht werden. Es ist nicht nur eine Feier der Musik, sondern eine Feier der Gemeinschaft, in der jeder einen Platz hat.

Lebt in Stuttgart und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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