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Hessen behält Fehlerquotient im Abitur: Rechtschreibung bleibt entscheidend

Die Debatte um Rechtschreibung im Abitur - Ist der Fehlerquotient noch zeitgemäß?

In Hessen wird in den Abiturprüfungen immer noch ein Fehlerquotient angewendet, der dazu führen kann, dass Schülerinnen und Schüler Punkte abgezogen bekommen, wenn sie Rechtschreibfehler machen. Diese Regelung ist in vielen anderen Bundesländern bereits abgeschafft worden oder soll in Zukunft abgeschafft werden, wie zum Beispiel in Schleswig-Holstein. Während des diesjährigen Abiturjahrgangs in Fulda haben sich einige Schul- und Studienleitungen klar für die Beibehaltung des Fehlerquotienten ausgesprochen.

Studienleiter Gunter Goebel von der Winfriedschule in Fulda betont, dass in diesem Jahr der erste Jahrgang seit Beginn der Pandemie ohne Distanzunterricht in der Oberstufe das Abitur ablegt. Dadurch entfallen Hilfen wie zusätzliche Zeit für die Schülerinnen und Schüler, da wieder Normalität eingekehrt ist. Goebel hofft, dass die Prüflinge die zusätzliche Ferienwoche zur Vorbereitung genutzt haben. Er glaubt, dass die Diskussion um den Fehlerquotienten auch in Zukunft bestehen bleiben wird, da Hessen ein Projekt zur Stärkung der Bildungssprache Deutsch gestartet hat. Die fehlerfreie Schreibweise wird als wichtige Kompetenz hervorgehoben, die während des Abiturs geprüft wird.

Der stellvertretende Schulleiter Christian Heil vom Marianum lobt den diesjährigen Abiturjahrgang für ihren Fleiß und betont, dass er sich keine Sorgen um die Fehlerquotienten macht. Die Rechtschreibung sei auch für ihn eine wichtige Kompetenz, um sich schriftlich klar auszudrücken. Die Errechnung des Quotienten sei zwar aufwendig, aber angemessen, um sicherzustellen, dass das Abitur den Schülerinnen und Schülern gerecht wird.

Schulleiter Sven Müller vom Domgymnasium Fulda spricht sich ebenfalls für die Beibehaltung des Fehlerquotienten aus. Er betrachtet die korrekte Orthographie als eine Kernkompetenz, die die Abiturienten beherrschen sollten. Die Debatte um das Gendern im Abitur hält er für ein überbewertetes Problem, da es in den Klausuren nicht weit verbreitet sei. Müller betont die Wichtigkeit der Vergleichbarkeit des Abiturs mit Prüfungen in anderen Bundesländern und ist gegen eine Vereinfachung der Korrekturen, da dies wenig zielführend wäre.

Studienleiterin Annette Theiner von der Marienschule hat als Lehrerin in den Fächern Mathe und Physik weniger Berührungspunkte mit dem Fehlerquotienten, da es in diesen Fächern keine Rolle spielt. Sie versteht die Überlegungen, den Fehlerquotienten abzuschaffen, besonders für Schülerinnen mit Migrationshintergrund, die die deutsche Sprache erst kurz sprechen. Dennoch ist sie der Meinung, dass Schülerinnen, die das Abitur erlangen möchten, die Schriftsprache beherrschen sollten. Diskussionen über das Gendern in den Prüfungen hat sie bisher nicht wahrgenommen, da die Schülerinnen mit den bestehenden Regelungen vertraut sind und dementsprechend keine Genderzeichen in den Prüfungen nutzen.

Lebt in Kiel und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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