In seinem neuen Buch „Heute habe ich nichts genommen“ schildert Philipp Schiemann seine persönlichen Erfahrungen mit Sucht, die ihn seit seiner Jugend begleiten. Der Autor, der selbst mit vierzehn Jahren abhängig wurde, wuchs in einem Umfeld auf, das von der Alkoholsucht seiner Mutter geprägt war. Schiemann beschreibt eindringlich, dass Sucht nicht lediglich ein temporärer Zustand ist, sondern eine chronische Krankheit, die Betroffene lebenslang verfolgt. Im Falle von Schiemann war der Verlauf seiner Sucht oft düster, denn diese Erkrankung hat in vielen Fällen fatale Folgen.
Mit neunzehn Jahren fand Schiemann gelang es ihm schließlich, „kampfclean“ zu werden. Sein Weg der Genesung umfasst auch regelmäßigen Sport, wobei er betont, dass trotz seiner Anstrengungen das Verlangen nach Rauschmitteln nie vollständig verschwand. „Die Krankheit war nie wirklich fort“, gibt er zu bedenken. Diese Einsicht zeigt die tiefen, anhaltenden Auswirkungen, die eine Sucht im Leben eines Menschen hinterlassen kann.
Die Verbreitung von Sucht und ihre Ursachen
Die gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen von Drogenmissbrauch sind gravierend. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO leben weltweit etwa 2 Milliarden Menschen, die Alkohol konsumieren, 1,3 Milliarden, die Tabak rauchen, und 185 Millionen, die illegale Drogen nutzen. Der schädliche Konsum von Alkohol allein ist verantwortlich für bis zu 30% in verschiedenen Fällen von speiseröhren- und Leberkrebs, Leberzirrhose sowie für zahlreiche Verkehrsunfälle und Tötungsdelikte, wie Lifespring berichtet.
Ein entscheidender Faktor bei der Entstehung von Suchtverhalten sind genetische Einflüsse. Laut genetischen Studien variiert die Heritabilität von Alkoholabhängigkeit zwischen 40% und 60%. Genomweite Verknüpfungsstudien haben bestimmte chromosomale Regionen identifiziert, die mit Alkoholabhängigkeit assoziiert sind. Insbesondere die genetischen Varianten in den ADH- und ALDH2-Genen zeigen einen Zusammenhang zur Alkoholsucht, während Nikotinabhängigkeit mit genetischen Variationen im Bereich nikotinischer Acetylcholinrezeptor-Gene verknüpft ist.
Einfluss von Umweltfaktoren
Einige Studien verdeutlichen, wie stark Umweltfaktoren das Suchtrisiko beeinflussen können, insbesondere bei Kindern, die nicht von beiden leiblichen Eltern aufgezogen werden. Forscher um Dr. Kenneth Kendler untersuchten das Suchtrisiko bei über 18.000 adoptierten Kindern und fanden heraus, dass etwa 10% von ihnen Alkoholprobleme entwickelten. Bei biologischen Eltern manifestierte sich ein Alkoholproblem in 16% der Fälle, während dies bei Adoptiveltern nur 3% betrug. Es zeigte sich, dass genetische Faktoren einen doppelt so großen Einfluss auf das Risiko einer Alkoholsucht hatten im Vergleich zu Umweltfaktoren, wie Ärztezeitung berichtet.
Die Erkenntnisse aus diesen Studien belegen, dass sowohl genetische Vorbelastungen als auch die sozialen Umstände im Umfeld eine zentrale Rolle in der Entstehung und Verbreitung von Suchtverhalten spielen. Insbesondere Kinder aus Familien mit Alkohol- und Drogenproblemen haben ein signifikant erhöhtes Risiko, selbst zu suchtkranken Erwachsenen zu werden. Schiemanns Erfahrungen reflektieren somit nicht nur die persönliche Tragödie eines Einzelnen, sondern wirft auch einen Blick auf die weitverbreitete Problematik der Sucht in unserer Gesellschaft.