Oliviero Toscani, einer der einflussreichsten Fotografen und kreativen Köpfe Italiens, ist im Alter von 82 Jahren verstorben. Er gab seine schwere Erkrankung, eine unheilbare Amyloidose, die zu Organversagen führt, im August 2022 in einem Interview mit dem Corriere della Sera bekannt. Seine letzten Monate verbrachte er im Krankenhaus von Cecina, wo sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechterte. Er hatte in diesem Jahr über 40 Kilogramm verloren und äußerte, dass er nicht für ein Leben in seinem aktuellen Zustand interessiert sei.

Toscani wurde 1942 in Mailand geboren und veröffentlichte bereits mit 14 Jahren sein erstes Foto. Von 1961 bis 1965 studierte er Fotografie und Grafik an der Universität der Künste in Zürich. Besonders berühmt wurde er in den 80er und 90er Jahren durch seine provokativen „Schockbilder“ für die Modemarke Benetton. Seine Kampagnen, die oft gesellschaftlich relevante Themen wie AIDS und Rassismus behandelten, schufen einen weltweiten Aufschrei und definierten das Konzept des „Shockvertising“. Zu den bekanntesten Motiven gehört das Bild eines AIDS-kranken Mannes aus dem Jahr 1990, das breite Diskussionen auslöste.

Vorbild und Einfluss

Während seiner kreativen Laufbahn arbeitete Toscani nicht nur mit Benetton, sondern prägte auch die Markenidentität und Kommunikationsstrategie für zahlreiche andere große Namen wie Esprit, Chanel und Toyota. Von 1982 bis 2000 war er das kreative Genie hinter Benettons bemerkenswerten Kampagnen. Seine Arbeiten wurden international in bedeutenden Ausstellungen gezeigt, darunter die Biennale von Venedig, und er erhielt für seine Verdienste zahlreiche Auszeichnungen, darunter vier Goldene Löwen.

Toscani war bekannt für seine Fähigkeit, emotionale Reaktionen hervorzurufen und die Betrachter zum Nachdenken zu bewegen. In den letzten Jahren lebte er wieder in Italien, nach einer langen Zeit im toskanischen Casale Marittimo, wo er Pferde züchtete und Wein sowie Olivenöl produzierte. Seine Gedanken über Leben und Tod teilte er im Sommer 2022, als er erklärte, keine Angst vor dem Sterben zu haben und sein Leben als privilegiert zu betrachten.

In seinen letzten Lebensmonaten erhielt er Unterstützung von verschiedenen Personen, unter anderem auch von Eugenio Giani, dem Präsidenten der Region Toskana. Trotz der schweren Krankheit reflektierte Toscani über seine Karriere und sein Leben, das er als erfüllt empfand. Er hinterlässt seine Frau und sechs Kinder, von denen drei aus seiner dritten Ehe mit dem norwegischen Model Kirsti Moseng stammen.

Sein Erbe als Pionier des visuellen Dialogs und als kulturelle Ikone wird weiterhin bestehen bleiben. Oliviero Toscani ist nicht nur als Fotograf, sondern auch als Mensch in Erinnerung geblieben, der bereit war, Tabus zu brechen und die Gesellschaft herauszufordern, um wichtige Themen anzusprechen.