Jonathan Drefs, heute 17 Jahre alt, hat kürzlich in der NDR-Show „deep und deutlich“ über seine traumatischen Erfahrungen als Zwölfjähriger berichtet. Ungefähr vor fünf Jahren begann seine Geschichte, als Jonathan in einem Online-Forum nach Orientierung hinsichtlich seiner homosexuellen Neigungen suchte. Dort traf er auf seinen späteren Peiniger, der sich zunächst als 16-Jähriger ausgab und Jonathan das Vertrauen schenkte, das er später brutal ausnutzte. Der Täter, damals 27 Jahre alt, führte die Beziehung schnell in eine sexuelle Richtung und Jonathan geriet in eine emotionale Abhängigkeit.
Der Missbrauch nahm in Frankfurt am Main eine dramatische Wendung, als es zu einem sexuellen Übergriff unter Anwendung von körperlicher Gewalt kam. Der Täter instruiert Jonathan, Geheimnisse zu bewahren und Lügen zu erzählen, um den Kontakt verborgen zu halten. Ein entscheidender Fehler des Täters war jedoch, dass er Jonathan aufforderte, seiner Mutter von einer angeblichen Beziehung zu berichten. Sandra, Jonathans Mutter, reagierte anders als erwartet und gab vor, die Beziehung zu akzeptieren. Diese Taktik ließ Sandra wichtige Informationen über den Täter sammeln, die sie schließlich der Polizei zur Verfügung stellte.
Der Kampf um Gerechtigkeit
Im Nachhinein zeigte der Prozess, wie entscheidend Sandras Eingreifen war. Sie hatte Jonathan vor weitaus ernsteren Gewalttaten bewahrt. Der Täter wurde letztlich zu neun Jahren Haft verurteilt und stellte sich als Wiederholungstäter heraus, der auch andere Jungen missbraucht hatte. Jonathan, von den Erlebnissen schwer traumatisiert, begab sich in eine Trauma-Therapie und gründete den Verein „EndTheSilence“, um anderen Opfern zu helfen und auf das Thema aufmerksam zu machen.
Hilfsangebote für Betroffene
Das Schicksal von Jonathan zeigt die Wichtigkeit von Hilfsangeboten für Menschen, die sexuelle Gewalt erfahren haben. Das Hilfsportal Sexueller Missbrauch bietet umfassende Unterstützung für Betroffene sowie deren Angehörige und Fachkräfte. Initiiert wurde das Portal von Johannes-Wilhelm Rörig, einem ehemaligen Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Es richtet sich vorrangig an Erwachsene, bietet aber auch Informationen für Kinder und Jugendliche sowie Fachkräfte.
Für unmittelbare Unterstützung steht das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch bereit, welches kostenfrei und anonym erreichbar ist. Es bietet Beratung und Unterstützung für Menschen, die Fragen oder Anliegen zum Thema sexueller Gewalt haben. Neben dem Hilfe-Telefon existieren auch spezielle Angebote wie die Medizinische Kinderschutzhotline für Verdachtsfälle von Kindesmisshandlung. Ein klarer und geschützter Zugang zu diesen Angeboten ist entscheidend, um betroffenen Personen zu helfen und generell Bewusstsein für die Thematik zu schaffen.
Die Folge mit Jonathan und seiner Mutter wird in der ARD-Mediathek bereitgestellt und ist am 1. März um 0.05 Uhr im NDR zu sehen. Jonathan Drefs’ Geschichte ist ein ergreifendes Beispiel für den langen und oft schmerzhaften Weg zur Aufarbeitung sexueller Gewalt und zeigt, wie wichtig Unterstützung und Aufklärung in der Gesellschaft sind.