Ayn Rand, die US-amerikanische Philosophin und Autorin, ist eine der einflussreichsten Figuren des modernen Kapitalismus. Mit über 37 Millionen verkauften Büchern in 38 Sprachen hat sie sich in die Herzen vieler Leser weltweit geschrieben. Besonders hervorzuheben ist ihr Bestseller „Atlas Shrugged“, der sich über zehn Millionen Mal verkaufte. Im Vergleich dazu finden sich die Werke von Friedrich August von Hayek und Milton Friedman in der Leserhitparade weit hinten, mit Verkaufszahlen von über zwei Millionen und einer Million respektive. Ihre Philosophie, die das Eigeninteresse und den Egoismus als moralische Maßstäbe propagiert, zieht bis heute prominente Unterstützer an, darunter Elon Musk, Jeff Bezos und Alan Greenspan, wie Deutschlandfunk Kultur berichtet.

Ayn Rand begriff sich als Verteidigerin der Reichen und Erfolgreichen gegen Neid und Mittelmäßigkeit. Typische Vortragsthemen ihrer Reden zogen sich um die Rolle von Big Business in der Gesellschaft. Ihre Werke, vor allem Romane, wurden von emotionalen Appellen getragen und nicht nur von rationalen Argumenten, während sie sich in ihren Essays und Sachbüchern oft weniger bedeutend fühlte. Ihr Ziel war es, ein positives Bild der Unternehmer zu zeichnen, was ihr wichtig war, da sie die negative Darstellung von Geschäftsleuten in Hollywood-Filmen kritisierte. Bei aller Feier des Individualismus notierte die Biografin Anne C. Heller jedoch Widersprüche in Rands Leben und Philosophie. Unter anderem war Rand eine starke Raucherin, die den Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs leugnete.

Kapitalismus und Moral

Ihre Lehren über Kapitalismus und individueller Wohlstand werden in der heutigen Zeit angesichts wirtschaftlicher Probleme wieder verstärkt diskutiert. Rands Philosophie steht im Gegensatz zur biblischen Lehre der Nächstenliebe und sieht reinen Kapitalismus als das einzige System an, das dem Leben eines rationalen Wesens entspricht. Für sie war der Kapitalismus eine Plattform, die das individuelle Streben nach Glück schützt. Sie argumentierte, dass politische und wirtschaftliche Freiheit unverzichtbar sind, um intellektuelle Freiheit zu gewährleisten. Kritiker, wie Murray N. Rothbard, stellten jedoch fest, dass die von ihren Anhängern gebildete Kultgemeinschaft dogmatisch und intolerant agiere.

Rand war davon überzeugt, dass emotionale Faktoren oft wichtiger sind als Statistiken. Ihre Argumentation, dass der Kapitalismus Armut verringert hat, ist eindrucksvoll: Vor 200 Jahren lebten 90% der Menschen in extremer Armut, heute sind es weniger als 9%. Ihr Glaube an die Überlegenheit der Vernunft unterscheidet sich von Hayeks Ansatz, der die Begrenztheit menschlichen Wissens betont. Rand war eine Verfechterin des rationalen Individualismus, was Selbstwertschätzung und Selbstbewusstsein zur Grundlage dessen macht, was ein Mensch erreichen kann. Dennoch merkte sie an, dass Habgier und unredliches Verhalten Symptome eines verfälschten Kapitalismus sind.

Wirtschaftliche Ungleichheit und Kultur

Das Los Angeles, in dem Rand lebte, spiegelt die Kluft zwischen Arm und Reich wider. In den Stadtvierteln sieht man Menschen, die ihr Hab und Gut in Einkaufswagen transportieren, während in der Nähe die Reichen wohnen. Diese Diskrepanz ist sichtbar und fütterte Rands Gedanken über den Kapitalismus. Ihr Einfluss ist so stark, dass Hollywood sogar plant, ihren Roman „Atlas Shrugged“ zu verfilmen. Das Ayn-Rand-Institut, etwa eine Stunde von Downtown L.A. entfernt, schätzt und fördert ihre Philosophie weiterhin.

Trotz der zunehmenden Leseskepsis junger Menschen bleibt das Interesse an Ayn Rand ungebrochen. Initiativen wie die Atlas Society, die sich für die Verbreitung ihrer Ideen einsetzen, publizieren heute spezielle Werke für eine jüngere Zielgruppe, dazu zählt auch der Comicroman „Anthem“, der jährlich 75.000 Exemplare verkauft. Ihre Thesen sind nach wie vor umstritten und werden von vielen als sowohl berechtigt als auch problematisch angesehen, insbesondere wenn es um die Ungleichheit und die Ausbeutung im Kapitalismus geht.

Ayn Rands Philosophie und ihr Schatten, den sie auf die gesellschaftlichen Debatten über Kapitalismus und Moral geworfen hat, bleiben bedeutend. Sie lehnt die Vorstellung ab, dass Menschen von Natur aus altruistisch handeln, und fordert ein Umdenken bezüglich der Rolle des Eigeninteresses. Ihr letztendlicher Glaube an das System des Kapitalismus spiegelt sich in der Tatsache wider, dass sie es als ideal für das individuelle Streben nach Glück ansah.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ayn Rand, trotz der Kritiken an ihrer Philosophie und der dogmatischen Tendenzen ihrer Anhänger, einen wichtigen Platz in der Diskussion um wirtschaftliche und moralische Fragen einnimmt.