Flensburg

Tierheim Flensburg: Krisenmanagement in Zeiten überfüllter Räume

Das Tierheim Flensburg muss aufgrund von Überfüllung und finanziellen Engpässen seit Kurzem die Aufnahme von Hunden und Katzen aus Privathaushalten stoppen, was die Situation für viele Haustierbesitzer vor dem Urlaub und im Hinblick auf steigende Tierarztkosten verschärft.

Die Situation im Tierheim Flensburg spitzt sich zu. Der Tierschutzverein Flensburg und Umgebung, unter der Leitung von Willy Sandvoß, sieht sich mit einer zunehmenden Überlastung konfrontiert. Die Entscheidung, die Aufnahme von Hunden und Katzen vorübergehend auszusetzen, zeigt die dramatische Lage, in der sich die Einrichtung befindet.

Ansteigende Kosten und Überlastung

Aktuell sind die Mitarbeiter des Tierheims gezwungen, Tiere aus Privathaushalten abzulehnen, was zu einer besorgniserregenden Situation führt. Viele Tierbesitzer sind nicht in der Lage, ihre Tiere adäquat zu versorgen und setzen diese häufig einfach aus, wenn sie nicht wissen, wohin damit. Dies führt zu einem Teufelskreis, in dem die Kapazitäten des Tierheims ständig überschritten werden.

Willy Sandvoß, der seit 40 Jahren im Tierschutz tätig ist, beschreibt die ansteigenden Kosten als drückendes Problem. Besonders die Tierarztkosten sind exorbitant gestiegen und können für viele Tierhalter eine untragbare Belastung darstellen. „Bürgergeldempfänger können eine Tierarztrechnung für fünf Katzen einfach nicht stemmen“, so Sandvoß. Diese finanziellen Schwierigkeiten führen dazu, dass Tiere oft in das Tierheim abgegeben oder sogar ausgesetzt werden.

Ursachen und Auswirkungen der Überlastung

Die Ursachen für die Überlastung sind vielfältig. Ein wesentlicher Grund ist die Ferienzeit, in der viele Besitzer ihre Tiere im Tierheim abgeben, weil sie während ihres Urlaubs keine Betreuung gewährleisten können. Dies geschieht häufig ohne Vorankündigung und stellt das Tierheim vor erhebliche Herausforderungen.

Zudem führt der unkontrollierte Handel mit Welpen aus Ländern wie Ungarn oder Rumänien zu einer weiteren Zunahme an Tieren im Tierheim. Viele dieser Tiere sind bereits krank, und die Folge ist, dass sie, nachdem sie verkauft wurden, schnell in der Einrichtung landen. Sandvoß berichtet, dass es einen täglichen Kampf darstellt, die Missstände zu beheben, die durch das Verhalten von Menschen verursacht werden.

Der Weg nach vorne: Kastrationspflicht für Straßenkatzen

Um die Situation im Tierheim zu verbessern, setzt sich Sandvoß für die Einführung einer Kastrationspflicht für freilebende Katzen ein. Insbesondere vor der Wurfzeit, die im September und Oktober ansteht, könnte eine solche Regelung einen signifikanten Rückgang von neugeborenen Streunerkatzen bewirken. „Das wäre hier eine wunderbare Entlastung“, sagt Sandvoß hoffnungsvoll.

Diese Maßnahme könnte langfristig dazu beitragen, die Zahl der Tiere im Tierheim zu reduzieren und es den Mitarbeitern ermöglichen, sich besser um die Tiere zu kümmern, die tatsächlich Hilfe benötigen. Der Tierschutzverein wäre bereit, die Kontrolle über eine solche Kastrationspflicht zu übernehmen.

Abhängigkeit von Spenden

Angesichts der steigenden finanziellen Belastungen ist das Tierheim stark auf Spenden angewiesen. Die Zuschüsse von der Kommune decken lediglich zwei Monate der Kosten. Monatliche Ausgaben von bis zu 30.000 Euro sind für das Tierheim eine enorme Herausforderung, die ohne die Unterstützung der Gemeinschaft nicht bewältigt werden kann.

Die Aussicht auf Besserung hängt stark von der zukünftigen Vermittlung der Tiere ab. Ein ungewisser Zeitraum wird jedoch die Notwendigkeit der Schaffung neuer Lösungen im Tierschutz verdeutlichen. „Wir müssen alles daran setzen, um die Tiere, die hier sind, bestmöglich zu vermitteln“, schließt Sandvoß. Die Lage im Tierheim Flensburg bleibt angespannt, doch das Engagement des Tierschutzvereins bleibt ungebrochen.

Lebt in Dortmund und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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