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Bücherverbrennung in Meldorf: Unbekannte Details einer historischen Tragödie.

Das Geheimnis des Bibliothekars: Warum die Bücherverbrennungen in Meldorf erst ein Jahr später stattfanden

Vor 90 Jahren gab es in Meldorf auch Bücherverbrennungen, allerdings ein Jahr später als im restlichen Deutschland, obwohl Dithmarschen als eine NS-Hochburg galt. Bei den Kommunalwahlen im März 1933 erhielt die NSDAP in Dithmarschen 77 Prozent der Stimmen, was die Verzögerung der Bücherverbrennung in Meldorf im Mai 1934 überraschend macht. Die ausgesonderten Bücher der Meldorfer Stadtbücherei wurden schließlich in einem Heizungskeller verbrannt.

Der Leiter der Stadtbücherei, Adrolf Hameyer, verzögerte die Entfernung der als „verfemt“ geltenden Literatur, da er auf offizielle „Schwarze Listen“ des preußischen Kultusministeriums wartete. Trotz des Drucks der Stadtverordneten übergab er die Bücher erst im Juli 1933. Die Verbrennung erfolgte jedoch erst zehn Monate später aus ungeklärten Gründen.

Hameyer wurde als zurückhaltender und nicht der NS-Propaganda zugehöriger Bibliotheksleiter beschrieben. Ob er NSDAP-Mitglied war, geht aus den Akten nicht eindeutig hervor. Dennoch wurde seine politisch korrekte Haltung gelobt, jedoch wurden ihm zur „Begleitung“ seiner Arbeit bürgerliche Mitglieder des Bildungsausschusses zur Seite gestellt.

Die Liste der verbrannten Bücher umfasste 30 Werke, darunter Autoren wie Remarque, Döblin und Stefan Zweig. Diese „Schwarzen Listen“ basierten auf Listen, die bereits in den 1920er Jahren von Adolf Bartels, einem antisemitisch-völkischen „Literaturkritiker“, erstellt worden waren. Anlässlich des 90. Jahrestags der Meldorfer Bücherverbrennung sollen ausgewählte Werke bei einer Veranstaltung vorgelesen werden.

Es wird angenommen, dass Bücherverbrennungen in ländlichen Gebieten ähnlich häufig waren wie in Großstädten, aber aufgrund der öffentlichen Aufmerksamkeit, die den Verbrennungen in Großstädten zuteilwurde, sind diese besser erforscht. In Meldorf wären die regionalen Verbrennungen und „Säuberungen“ bisher nicht systematisch erforscht. In den 1980er Jahren verfasste Klaus Bohnsack eine Geschichte der Stadtbücherei von Meldorf, auf die spätere Recherchen zurückgreifen konnten.

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