Vorfall | Sonstiges |
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Uhrzeit | 16:28 |
Ort | Bad Oldesloe |
Die Berufsschule des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe hat am Freitag, dem 8. November 2024, eine herausragende Auszeichnung erhalten: Sie wurde zur Yad Vashem-Schule ernannt. Yad Vashem ist die offizielle israelische Gedenkstätte für die Opfer des Holocausts und das Andenken an die Helden des Widerstands. Diese Ehrung macht die Bad Oldesloer Schule zur zweiten Yad Vashem-Schule in Schleswig-Holstein, nach der Stormarnschule in Ahrensburg. Die Schüler und Lehrer der Berufsschule engagieren sich seit Jahren aktiv im Projekt #stolenmemory, das darauf abzielt, Nachfahren von Holocaust-Opfern zu finden und ihnen persönliche Gegenstände zurückzugeben, die von den Nazis geraubt wurden, wie Uhren, Ketten und Ausweise, wie NDR.de berichtete.
Ein besonders bewegender Moment fand am Freitag statt, als Michael Springer aus dem polnischen Posen ein Erinnerungsstück seines Urgroßvaters überreicht wurde. Dieser wurde von den Nazis im KZ Neuengamme ermordet. Die Übergabe solcher Erinnerungsstücke ist nicht nur ein Akt der Wiedergutmachung, sondern auch eine tief emotionale Erfahrung für die Nachfahren, die oft wenig über ihre Vorfahren wissen. Die Berufsschule in Bad Oldesloe hat sich damit einen Namen gemacht, indem sie die Geschichte lebendig hält und den Schülern die Möglichkeit gibt, sich intensiv mit den Schicksalen der Opfer auseinanderzusetzen.
Ein Projekt mit Herz und Verstand
Das Projekt #stolenmemory, das von den Arolsen Archives ins Leben gerufen wurde, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die persönlichen Gegenstände, die den Opfern des Holocausts abgenommen wurden, an ihre rechtmäßigen Erben zurückzugeben. Claudia Schecker, Lehrerin an der Berufsschule, betont die Bedeutung dieses Projekts für ihre Schüler. „Es ist wichtig, dass die Schüler sich mit dem Schicksal einzelner Menschen befassen. Themen wie Verfolgung und Diskriminierung werden damit greifbar“, erklärt sie. Die Schüler arbeiten nicht nur lokal, sondern kooperieren auch mit Schulen in Polen, der Ukraine und bis 2022 in Russland, um die Geschichten der Opfer zu erforschen und die Erinnerungen lebendig zu halten, wie KMK-PAD berichtet.
Die biografische Spurensuche ist oft eine emotionale Achterbahnfahrt. Mit Hilfe des Internets gelingt es den Schülern, Nachkommen von Opfern ausfindig zu machen, was zu bewegenden Übergaben führt. Viele Angehörige haben kaum Informationen über ihre Vorfahren und sind oft überwältigt von den Entdeckungen, die sie während dieser Recherchen machen. „Die Übergaben der Effekte waren sehr emotionale Begegnungen“, sagt Schecker. „Oft haben sie nicht einmal ein Bild ihrer Vorfahren.“ Diese persönlichen Geschichten und die Rückgabe der Erinnerungsstücke sind nicht nur ein wichtiger Teil des Unterrichts, sondern auch eine wertvolle Möglichkeit, das Bewusstsein für die Schrecken des Holocausts zu schärfen.
Ein Zeichen der Erinnerung
Die Auszeichnung zur Yad Vashem-Schule ist ein starkes Zeichen der Erinnerung und des Engagements für die Aufarbeitung der Geschichte. Die Berufsschule in Bad Oldesloe zeigt, wie Bildung und Erinnerungskultur Hand in Hand gehen können, um die Lehren aus der Vergangenheit für zukünftige Generationen zu bewahren. Indem sie sich aktiv mit der Geschichte auseinandersetzt, trägt die Schule dazu bei, das Bewusstsein für die Verbrechen des Nationalsozialismus zu schärfen und die Geschichten der Opfer lebendig zu halten. Diese Initiative ist nicht nur wichtig für die Schüler, sondern auch für die gesamte Gesellschaft, die sich der Verantwortung stellen muss, die Vergangenheit nicht zu vergessen.
Die Berufsschule in Bad Oldesloe hat mit ihrem Engagement ein Zeichen gesetzt, das weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinausstrahlt. Die Schüler und Lehrer zeigen, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte und die Rückgabe von Erinnerungsstücken ein wichtiger Schritt in Richtung Versöhnung und Verständnis sind. Diese Auszeichnung ist nicht nur eine Ehrung, sondern auch eine Aufforderung an alle, sich aktiv mit der Geschichte auseinanderzusetzen und die Erinnerungen der Opfer zu bewahren.