Der Stadtrat in Zwickau hat auf Antrag des Bündnisses Sahra Wagenknecht für ein Werbeverbot der Bundeswehr gestimmt. Mit 24 Ja-Stimmen, 16 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen ist die Entscheidung gefallen. Diese Maßnahme hat in der Öffentlichkeit für kontroverse Diskussionen gesorgt. Martin Limbeck, Unternehmer und Kritiker dieser Entscheidung, bezeichnet das Verbot als kurzsichtig und glaubt, dass es massiv der Nachwuchsgewinnung der Bundeswehr schaden wird. Limbeck argumentiert, dass Werbung entscheidend sei, um junge Menschen über Karrieremöglichkeiten in der Bundeswehr zu informieren.
Die Bundeswehr sieht sich derzeit großen Herausforderungen gegenüber, insbesondere bei der Rekrutierung neuer Mitarbeitender. Aktuell hat der Personalbestand stagnierende Zahlen von rund 181.600 Soldatinnen und Soldaten, während die Bundesregierung plant, die Truppe bis 2031 auf 203.000 Soldaten zu vergrößern. Um altersbedingte Abgänge auszugleichen, sind jährlich rund 20.000 Neueinstellungen erforderlich. Der Aufruf zur Werbung wird von der Bundeswehr als notwendige Strategie wahrgenommen, da das Interesse junger Menschen am Militärdienst zunehmend sinkt und idealistische Motive die Bewerbungen dominieren.
Herausforderungen bei der Rekrutierung
Der Wehrbeauftragte Eva Högl betont, dass das Personalmanagement in der Bundeswehr eine größere Herausforderung darstellt als das Beschaffen von Material. Die Konkurrenz durch die Privatwirtschaft, die häufig bessere Arbeitsbedingungen und Gehälter bietet, macht es der Bundeswehr zudem schwer, junge Menschen zu überzeugen. In den vergangenen Jahren hat die Bundeswehr bereits in verschiedene Werbeformate investiert, darunter Webserien und Karrierecenter. Eine neue Kampagne mit dem Titel „Was zählt“ versucht, den Ukraine-Konflikt als Anreiz für Bewerbungen zu nutzen.
Die offizielle Statistik zeigt, dass die Zahl der Bewerbungen im Jahr 2022 um 11 % gesunken ist, was zu besorgniserregenden 44.000 Bewerbungen führte, während rund 70 % dieser Bewerbungen mit einer Absage enden. Besonders problematisch ist die hohe Abbrecherquote von 21 % unter den Rekruten. Diese Umstände haben auch negative Auswirkungen auf die Mundpropaganda, da viele Soldatinnen und Soldaten von Überstunden und ungünstigen Erfahrungen berichten.
Ausblick und Vorschläge zur Verbesserung
Martin Limbeck äußert die Hoffnung, dass andere Städte dem Beispiel Zwickaus nicht folgen werden, da ein Werbeverbot das Recruiting der Bundeswehr weiter erschweren würde. Unterstützungsmaßnahmen zur Steigerung der Attraktivität wären notwendig, wie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Dienst. Des Weiteren regt der Militärsoziologe Martin Elbe an, vermehrt Einstellungszusagen zu geben.
CDU-Politiker Roderich Kiesewetter fordert weitreichende Strukturreformen und diskutiert die Möglichkeit, eine Dienstpflicht einzuführen, ähnlich wie in Norwegen oder Schweden. In Anbetracht dieser Überlegungen wird die Bundeswehr weiterhin versuchen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, um die eigenen Personalziele bis 2031 zu erreichen.
Für weitere Informationen zur Personalrekrutierung der Bundeswehr und den aktuellen Herausforderungen des Militärs können Interessierte den Bericht auf zms.bundeswehr.de einsehen.
Mehr zur Bedeutung von Werbung für die Bundeswehr und den Folgen eines Werbeverbots lesen Sie bei Focus.
Die grundlegenden Fakten zur Personaldecke der Bundeswehr können auf Tagesschau nachgelesen werden.