Mehrere Erdbeben haben am Donnerstagmorgen die Region Vogtland in Sachsen erschüttert. Die Erdstöße fanden in einer Tiefe von rund zehn Kilometern statt, wobei die meisten Beben sehr schwache Magnituden von unter 1 aufwiesen. Im Zeitraum von 2:37 Uhr bis 9:17 Uhr wurden insgesamt 30 Erdstöße registriert. Um 7:37 Uhr wurde ein stärkeres Beben mit einer Magnitude von 2,2 gemessen, während das GFZ Potsdam eine Magnitude von 2,3 vermeldete. Diese Schwarmbeben sind für das Vogtland eine typische Erscheinung, wie das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie feststellte.
Schwarmbeben entstehen durch die Freisetzung angestaute Spannungsenergie an geologischen Störungen in der Region. Die Wissenschaftler messen regelmäßig derartige Erdbebenschwärme, insbesondere da die Region als einzigartiger Forschungstandort für intrakontinentale Erdbebenschwarmseismizität gilt. Ein neues Überwachungsnetzwerk, das Anfang 2024 in Betrieb genommen wurde, dient der genaueren Messung dieser Ereignisse. Es besteht aus fünf bis zu 400 Meter tiefen Löchern und wurde vom GFZ geleitet.
Ungewöhnliche Dauer und Ursachen der Erdbeben
In den ersten zwei Wochen nach der Inbetriebnahme des Netzwerks wurden bereits tausende von Beben in einer Tiefe von acht bis zehn Kilometern mit Stärken zwischen 0 und 2,6 registriert. Der aktuelle Erdbebenschwarm ist in seiner Dauer ungewöhnlich, da er mehr als 14 Tage andauert und sich in der aktivsten Region um Novy Kostel im angrenzenden Tschechien bis in deutsches Gebiet ausdehnt. Diese Form der Erdbebenschwärme aktiviert eine horizontale, kreisförmige Struktur in etwa 10 Kilometern Tiefe.
Laut Informationen des GFZ kommt es in dieser Region nicht zum ersten Mal zu solchen Erdbebenschwarmphänomenen, doch seit 1962 wurde kein solches Ereignis in der Vogtlandregion festgehalten. Das internationale wissenschaftliche Konsortium, das für die Überwachung und Analyse dieser Phänomene zuständig ist, hat seit 2015 an der Verbesserung der Empfindlichkeit der seismischen Überwachungsnetze gearbeitet. Im Fokus dieser Arbeiten steht auch das ICDP-Projekt „Drilling the Eger Rift“, das seit 2016 genehmigt ist und die Untersuchung magmatischer Flüssigkeiten, die die Erdbebenschwärme antreiben, zum Ziel hat.
Die kontinuierlich erhobenen Daten aus den seismologischen Bohrlöchern stehen über das GEOFON-Datenportal der wissenschaftlichen Gemeinschaft zur Verfügung und sollen die weitere Forschung in dieser seismisch aktiven Region unterstützen.