In Sachsen herrscht ein erheblicher Lehrermangel, der die Bildungslandschaft zunehmend belastet. Nach aktuellen Angaben des Kultusministeriums fehlen in Sachsen fast 1400 Lehrerinnen und Lehrer, was einen Anstieg von rund 300 im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Dies hat zur Folge, dass geregelter Unterricht mit voll abgedeckten Stundenplänen an vielen Schulen zur Herausforderung wird. Besonders betroffen sind Oberschulen und Förderschulen, wo jede zehnte Stunde planmäßig ausfällt. Thomas Warkus, Schuldirektor der Oberschule Görlitz Innenstadt, berichtete in einem Podcast, dass seit Beginn des Schuljahres 14 Prozent des Stundenvolumens nicht abgedeckt werden können. Er fordert schnelle und nachhaltige Maßnahmen gegen den Lehrermangel, insbesondere im ländlichen Raum. Warkus warnt auch vor einer wachsenden „Bildungsungerechtigkeit“ zwischen den Regionen.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, führt die Oberschule Görlitz Innenstadt ein Modellprojekt durch, das unter wissenschaftlicher Leitung der Technischen Universität Dresden steht. Ziel ist es, Lehramtsstudierende frühzeitig in den Schulalltag zu integrieren, um die Abbrecherquote im Lehramtsstudium zu reduzieren. Jährlich beginnen in Sachsen rund 2700 neue Lehramtsstudenten, doch es wird angepeilt, dass mehr davon erfolgreich in das Bildungssystem überführt werden.

Innovative Ansätze in der Lehrkräftebildung

Am 11. September 2023 wurde ein Eckpunktepapier zur Stärkung der Lehrkräftebildung an der Technischen Universität Chemnitz unterzeichnet. Die Unterzeichner, unter anderem Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow und Kultusminister Christian Piwarz, verfolgen das Ziel, innovative Ansätze in der universitären Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern zu fördern. Übergeordnetes Ziel ist es, mehr Studierende erfolgreich zum ersten Staatsexamen zu führen und Perspektiven für den Einsatz in Südwestsachsen zu schaffen.

Geplant sind unter anderem die Entwicklung eines Bachelor-Studiengangs für MINT-Fächer sowie die Prüfung eines Lehramtsstudiengangs in Kooperation mit anderen Universitäten. Zudem sollen Praktika in der Region Südwestsachsen absolviert werden, um die Ausbildung praxisnah zu gestalten. Die Finanzierung dieser Maßnahmen beläuft sich auf 285.000 Euro für die Konzeptionierung in diesem Jahr und über 530.000 Euro jährlich für die Umsetzung ab dem Wintersemester 2024/2025.

Empfehlungen zur Bekämpfung des Lehrermangels

Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz hat Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrermangel vorgelegt. Dabei wurde betont, dass alle Bundesländer betroffen sind und ein richtungsweisendes Vorgehen erforderlich ist. Die Empfehlungen sollen dazu beitragen, vorhandenes Lehrkräftepotenzial auszuschöpfen und zu erweitern.

  • Prüfung einer Ergänzung der Arbeitszeitverordnungen für Lehrkräfte
  • Begrenzung der Teilzeitarbeit von Lehrkräften
  • Einschränkung der Möglichkeit für Sabbatjahre
  • Ausbau von Initiativen zur Beschäftigung von Lehrkräften im Ruhestand
  • Prüfung der befristeten Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung

Kultusminister Piwarz hat die Kommissionsergebnisse als notwendig und hilfreich erachtet. Die Anforderungen an Lehrkräfte wachsen weiter, und es ist entscheidend, ihnen ein umfassendes Unterrichtsangebot zu bieten, welches auch zukünftigen Generationen gerecht wird. Sachsen hat sich zudem als führend im Arbeits- und Gesundheitsschutz im Schuldienst positioniert und plant langfristige Maßnahmen zur Verbesserung der Lehrermangel-Situation.

Für mehr Informationen und Details zu den Herausforderungen und Lösungsansätzen beim Lehrermangel in Sachsen, siehe auch dewezet, Sachsen Medienservice und Bildung Sachsen.