Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg sind Berichte über zunehmende rassistische Angriffe auf Menschen mit Migrationshintergrund aufgetaucht. Migrantenorganisationen sehen sich mit einem erschwerten Alltag konfrontiert. Mamad Mohamad, Geschäftsführer des Landesnetzwerkes der Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt, äußerte, dass viele Menschen Angst haben, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen. Die Betroffenen berichten von einer verzweifelten Stimmung, die sich nach dem Vorfall eingestellt hat.
Ein Beispiel für die eskalierenden Angriffe ist der Vorfall einer 22-jährigen Intensivpflegerin und ihres Mannes, die rassistisch beleidigt wurden, den Hitlergruß erlitten und körperlich angegriffen wurden. Beide mussten in der Notaufnahme behandelt werden. Des Weiteren gab es Schmierereien mit der Aufschrift „Ausländer raus“, Beleidigungen in Fahrstühlen und Übergriffe auf einen Lieferando-Mitarbeiter. Seit dem 20. Dezember wurden über die Beratungsstellen des Landesnetzwerkes zehn Fälle von Rassismus gemeldet, eine signifikante Zunahme im Vergleich zu den üblichen 80 Fällen pro Jahr.
Zunahme der Angriffe auf Migranten
Die Polizeiinspektion Magdeburg bestätigte die Angriffe auf als migrantisch wahrgenommene Personen im Kontext des Anschlags. Es liegen Berichte über vier Fälle von Körperverletzung vor, in zwei Fällen wurden Tatverdächtige festgestellt. In Reaktion auf diese Vorfälle hat die Polizei ihre Streifentätigkeit verstärkt. Lamsa, das Netzwerk der Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt, warnte Menschen mit Migrationsgeschichte, sich nicht alleine und insbesondere nicht in den Abendstunden in der Stadt zu bewegen. Mohamad betonte, dass sich die Betroffenen allein gelassen fühlen und politische Unterstützung vermissen.
Zusätzlich berichten Migranten in Magdeburg, die als muslimisch wahrgenommen werden, von Beschimpfungen, Bespuckungen und Schubsen. Körperliche Angriffe, wie ein Vorfall, bei dem eine Person von vier Angreifern attackiert wurde, häufen sich. Ein Student teilte mit, dass er in über zehn Jahren in Magdeburg noch nie eine solch bedrohliche Stimmung erlebt habe. Zunächst hatte die Polizei von Magdeburg keine Informationen über die Angriffe, jedoch wurde die Beratungsstelle des Netzwerks durch Berichte unterstützt. Lamsa äußerte seinen Unmut über die Instrumentalisierung des Anschlags und warnte davor, dass Magdeburg nicht zum Spielfeld rechter Hetze werden dürfe.