Ort | Wiedemar |
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Sachschaden in € | 3700000 |
In Wiedemar brodelt es! Das Industriegebiet, das die Region seit Monaten in Atem hält, hat mit dem Bürgerentscheid am 1. September 2024 eine klare Richtung erhalten. Über 65 Prozent der Wählerinnen und Wähler sprachen sich gegen die Fortführung des Bauleitplanverfahrens aus. Ein Ergebnis, das für viele als ein starkes Zeichen gegen die Industrialisierung der Region gewertet wird. Der Gemeinderat hat dieses Ergebnis am Donnerstagabend formal bestätigt, doch die Diskussionen um das Thema sind damit keineswegs beendet, wie LVZ berichtet.
Das geplante Industrievorsorgegebiet (IVG) erstreckt sich über ein riesiges Areal von 400 Hektar zwischen den Ortsteilen Pohritzsch und Zschernitz im Westen und Storkwitz im Osten. Trotz der Entscheidung der Bürger bleibt die Möglichkeit, dass die Pläne in drei Jahren wieder auf den Tisch kommen, bestehen. Ein Bürgerentscheid ist nämlich nur für drei Jahre bindend. Das bedeutet, dass die Planungen bereits 2027 erneut aufgegriffen werden könnten, was die Bürgerinitiative „Kein Industriegebiet“ alarmiert. Diese Initiative hat sich stark gegen das IVG positioniert und sieht die Entscheidung als klaren Ausdruck des Willens der Bevölkerung.
Ein Bürgerentscheid mit Folgen
Die Wahlbeteiligung beim Bürgerentscheid lag bei beachtlichen 74,61 Prozent, was zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Von den knapp 3300 gültigen Stimmen waren rund 2100 gegen das IVG. Bürgermeister Steve Ganzer (CDU) hat die Entscheidung der Bürger akzeptiert, bedauert jedoch die verpasste Chance für die Entwicklung der Gemeinde. „Ich danke Ihnen für Ihre Anregungen und Fragen sowie den konstruktiven Austausch in den vergangenen Monaten“, erklärte er in einem offenen Brief an die Bürger, in dem er auch die Notwendigkeit betonte, neue Wege zur Weiterentwicklung der Gemeinde zu suchen, wie Zukunftsregion Wiedemar berichtet.
Die finanziellen Investitionen in die Planungen sind nicht unerheblich. Rund 3,7 Millionen Euro wurden bereits in die Aufstellung des Bebauungsplans und des Gemeindeentwicklungskonzepts gesteckt. Zudem wurde die Landerwerb IVG Wiedemar GmbH gegründet, um den Flächenankauf zu realisieren. Doch all diese Bemühungen scheinen nun vorerst umsonst gewesen zu sein, da die Arbeiten seit Anfang August in Erwartung des Bürgerentscheids auf Eis gelegt wurden.
Die Zukunft bleibt ungewiss
Die Bürgerinitiative bleibt jedoch wachsam und sieht die dreijährige Bindungsfrist des Bürgerentscheids als eine Herausforderung, die es zu überwinden gilt. „Drei Jahre sind immerhin drei ganze Jahre!“, so die Initiative. Sie ist überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung gegen das IVG auch in Zukunft Bestand haben wird. Bürgermeister Ganzer hat die Gespräche und den Austausch mit den Bürgern als wertvoll erachtet, doch die Frage bleibt: Wie geht es nun weiter?
Die Entscheidung über das Industriegebiet Wiedemar ist ein klarer Ausdruck des Wunsches der Bürger nach einer anderen Zukunft für ihre Gemeinde. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die Stimmen der Bürger gehört werden und ob es tatsächlich zu einer nachhaltigen Entwicklung ohne Industrialisierung kommen kann. Die Diskussionen sind noch lange nicht vorbei, und die Bürger von Wiedemar werden weiterhin ein wachsames Auge auf die Entwicklungen haben.
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