Die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts, Magdeburg, steht unter Schock! Nach den verheerenden Ereignissen auf dem Weihnachtsmarkt, bei dem der 50-jährige Taleb al-Abdulmohsen am 20. Dezember mit einem Auto in eine Budengasse raste und fünf Menschen in den Tod riss, sind in der Stadt die Spannungen hoch. Die Zeitschrift WELT berichtet, dass in den Tagen nach dem Angriff zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund Opfer brutaler Übergriffe wurden.

Die Polizei sieht sich mit vier bekannten Fällen von Körperverletzung konfrontiert. Dabei wurden in mindestens zwei Fällen die mutmaßlichen Täter identifiziert und Ermittlungen eingeleitet. Nicht nur die Polizei, sondern auch die Einwohner Magdeburgs selbst sind alarmiert. Die tägliche Verstärkung der Polizeistreifen in der Stadt zeigt, dass die Behörden die Bedrohungslage sehr ernst nehmen.

Spannungen entladen sich in Gewalt

Ein erstes Anzeichen der eskalierenden Gewalt ereignete sich am Abend des Anschlags. Ein Deutscher schlug einem Mann mit Migrationsgeschichte ins Gesicht und machte ihn für das Geschehen verantwortlich. Die Situation droht weiter zu entgleiten: Menschen wurden geschubst, geschlagen und mit rassistischen Parolen weiter durch den Breiten Weg und andere Orte der Stadt gejagt. Besondere Aufmerksamkeit erhielt ein Fall, bei dem eine Frau in der Otto-von-Guericke-Straße bedroht und unter widerwärtigen Rufen wie „Wir vergasen euch alle“ angegriffen wurde.

Die Magdeburger Beratungsstellen berichten von einem erschütternden Zuwachs an Hass auf den Straßen. Laut einer Mitteilung des Innenministeriums Sachsen-Anhalts kam es in einem Döner-Imbiss zu fünf anoymen Anrufen, die ausländerfeindliche Beleidigungen enthielten. Mancherorts feindet man vermeintliche Muslime als „Terroristen“ und „Kriminelle“ an.

Rechtsextreme Hetze spitzt Probleme zu

Die Stimmung in der Stadt ist angespannt, wie auch der freie Journalist Michael Trammer gegenüber MDR SACHSEN-ANHALT berichtet. Er stellte fest, dass Menschen mit Migrationshintergrund zunehmend das Gefühl haben, für den Anschlag verantwortlich gemacht zu werden. Diese bedrohliche Stimmung schlug schnell in Handlungen um, was Beratungsstellen und das Netzwerk der Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt mit Besorgnis registrierten.

Die Täter des Anschlags waren keine Unbekannten. Der mutmaßliche Attentäter trat zuvor in sozialen Medien als Islamkritiker und Sympathisant der AfD in Erscheinung. Die Rolle rechtsextremer Hetze bei der Eskalation der Gewalt in Magdeburg kann nicht geleugnet werden. Die Alarmglocken läuten, denn dieser Fall zeigt, wie gefährlich die verbalen Giftstoffe aus dem Netz in handfeste Bedrohungen für den sozialen Frieden umschlagen können. Die Stadt kämpft nun darum, die Narben zu heilen, die der Angriff und die anschließende Gewalt hinterlassen haben.