MeißenWirtschaft

Porzellanmünzen und keramisches Notgeld: Der Skandal um Böttgers falschen Geburtstag

Die Wunderwelt der keramischen Prägung erlebte eine Blütezeit, als Porzellangeld nach dem Ersten Weltkrieg knapp wurde. Sammler begehrten die Porzellanmünzen, die in manchen Städten und der Porzellanmanufaktur in Meißen hergestellt wurden. Die Stadt Schleiz plante, Münzen aus Böttgersteinzeug und Biskuitporzellan im Auftrag der Porzellanmanufaktur Meißen zu prägen. Die Münzen sollten Werte von 50 Pfennig bis 20 Mark tragen und das Stadtwappen sowie das Porträt von Johann Friedrich Böttger zeigen. Allerdings kam es zu einem gravierenden Fehler: Das Geburtsdatum des Miterfinders des europäischen Porzellans, 5. 2. 1685, war falsch, da Böttger eigentlich am 4. Februar 1682 geboren wurde.

Trotz des Irrtums verkauften sich die Münzen gut, bis ein aufmerksamer Bürger den Fehler entdeckte. Die Korrektur des Stempels erfolgte schnell, wodurch die berichtigten Münzen ebenfalls gefragt waren. Die Geschäfte liefen weiterhin gut, bis 1923 aufgrund steigender Herstellungskosten und Inflation in Deutschland die Nachbestellungen ausblieben. Heute sind die fehlerhaften Münzen aus Schleiz auf Trödelmärkten zu finden, während die korrigierten Versionen eine Sammlerrarität darstellen.

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Ein weiterer Blick auf Dresden zeigt, dass Porzellangeld auch dort gesammelt und weltweit vertrieben wurde. Spezialhändler stellten ab 1922 Kollektionen zusammen, die heute in alten Etuis erhältlich sind. Diese Stücke erzählen von einer Ära, in der keramische Münzen begehrte Sammlerobjekte waren.

Mit einem Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist der freie Redakteur und Journalist Konrad l. Schneider ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft.
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