Inspektor Paul Stainer wird in Thomas Ziebulas Romanreihe von „Der rote Judas“ bis hin zu „Evas Rache“ in das Leipzig des Jahres 1922 versetzt. Hier muss Stainer als Kriminalinspektor in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg die grausamsten Mordfälle der Stadt aufklären. Die Albträume des Krieges plagen nicht nur ihn, sondern auch viele andere Männer, die versuchen, in der Nachkriegszeit Fuß zu fassen. Die Gewalt, die die deutschen Soldaten im Krieg erlebten, prägte auch das Klima der jungen Weimarer Republik, wo Operationen wie die von General Maercker noch frisch in Erinnerung waren.
In dieser Zeit formierten sich Verbände und Parteien, die die Republik verachteten und rachsüchtige Angriffe auf unliebsame Politiker verübten, wie den Mord am Reichsaußenminister Walther Rathenau im Juni 1922. Stainer findet sich nicht nur mit brutalen Verbrechern, sondern auch mit politischen Intrigen konfrontiert. Sein eigener Genosse aus der SPD könnte 1923 sogar Polizeipräsident werden. Als Stainer auf der Jagd nach der „Bestie von Leipzig“ einen hochdekorierten Kriegshelden festnimmt, gerät er ins Visier einer Zeitungskampagne und politischer Machenschaften.
Leipzig zwischen den Jahren 1920 bis 1922 zeigt sich als Stadt im Wandel zwischen Messeglanz und drohender Inflation. Die Kulisse von Leipzig zu dieser Zeit authentisch zu rekonstruieren, war für Thomas Ziebula eine besondere Herausforderung. Die Stadt war voller Geschäftsleute zur Messezeit, doch die bevorstehende Inflation deutete bereits auf wirtschaftliche Turbulenzen hin. Stainer muss sich nicht nur mit kriminellen Machenschaften, sondern auch mit persönlichen Konflikten und gesellschaftlichen Umbrüchen im Leipzig der Nachkriegszeit auseinandersetzen.
Die vier Stainer-Romane von Thomas Ziebula zeigen das Leipzig des Jahres 1922 als eine Stadt zwischen alten Traditionen und modernem Aufbruch. Stainer, geplagt von den Abgründen der menschlichen Natur und der Grausamkeit des Lebens, steht im Zentrum einer Welt voller Intrigen und Gewalt. Die Ermittlungen in trivialen, aber tiefgründigen Fällen zeigen die düstere Seite der Gesellschaft, während das Aufkommen von neuen Ideologien und die Probleme der Zeit eine bedrohliche Atmosphäre schaffen.
„Evas Rache“ markiert das Ende von Stainers Zeitreise ins Leipzig des Jahres 1922, aber es zeigt auch, dass die Vergangenheit noch viele offene Wunden birgt. Die Themen von Rache, Politik, und persönlichen Konflikten spiegeln zeitlose Menschheitsfragen wider. Thomas Ziebulas Darstellung des Leipzig der Zwischenkriegszeit fängt die Atmosphäre einer Stadt im Umbruch ein, geprägt von Gewalt, Intrigen und dem Ringen um Gerechtigkeit in einer unruhigen Epoche.