Bonobos zeigen beeindruckende Fähigkeiten zur Empathie und Perspektivübernahme, die in einem neu durchgeführten Experiment an der Johns Hopkins University in Baltimore beobachtet wurden. Unter der Leitung von Doktorand Luke Townrow beobachteten drei Bonobo-Männchen einen Prozess, bei dem ein Leckerbissen, wie eine Traube, unter einem von drei Bechern versteckt wurde. Interessant ist, dass die Bonobos darauf reagierten, ob Townrow die Handlung sehen konnte oder nicht. Wenn sie bemerkten, dass der Forscher nicht sehen konnte, zeigten sie demonstrativ auf den richtigen Becher.
Diese Verhaltensweise deutet darauf hin, dass die Bonobos sich der Perspektive des Forschers bewusst waren. Nach einer kurzen Wartezeit von zehn Sekunden sollte Townrow entscheiden, welchen Becher er umdreht. In den Fällen, in denen Townrow den Vorgang beobachten konnte, warteten die Bonobos geduldig ab. Doch wenn nicht, agierten sie schnell und zeigten auf den richtigen Becher, was das Ziel hatte, den Forscher in die richtige Richtung zu lenken.
Forschung zur sozialen Kompetenz
Das Experiment fand im Bonobo-Forschungszentrum Ape Initiative in Des Moines, Iowa, statt. Die getesteten Bonobos waren zwischen 13 und 43 Jahre alt. Während die Forscher die Reaktionen der Bonobos dokumentierten, bleibt unklar, ob diese den Forscher aktiv unterstützen oder nur versuchen, sein Verhalten zu beeinflussen. In diesem Zusammenhang ist auch die Forschung des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig von Bedeutung. Solche Studien versuchen, ein Erklärungsmodell für die Entwicklung von Empathie und Perspektivübernahme zu entwickeln, die für den Aufbau von sozialen Beziehungen unerlässlich sind.
Empathie wird als die Fähigkeit beschrieben, sich in die Emotionen anderer hineinzuversetzen, während die Perspektivübernahme es ermöglicht, die Pläne und Absichten anderer nachzuvollziehen. Beide Fähigkeiten setzen sich aus verschiedenen, wechselnden Faktoren zusammen und sind entscheidend für das Verständnis sozialer Interaktionen. Forscher untersuchen, was es benötige, um soziale Kompetenzen zu fördern und herauszufinden, wie sie in alltäglichen Herausforderungen zur Anwendung kommen können.
Die neurologischen Grundlagen
Um die sozialen Fähigkeiten weiter zu ergründen, wurden zahlreiche Studien in einer großangelegten Meta-Analyse evaluiert. Philipp Kanske und ein internationales Forscherteam identifizierten spezifische Hauptnetzwerke im Gehirn, die bei der Verarbeitung von Empathie und Perspektivübernahme aktiv sind. Während Empathie ein gefühlsbasiertes, akutes Verständnis emotionaler Situationen erfordert, ist die Perspektivübernahme ein komplexer Denkprozess, der eng mit Erinnerungen und Fantasien verknüpft ist.
Diese Erkenntnisse zeigen, dass sowohl Empathie als auch Perspektivübernahme in komplexen, sozialen Umgebungen notwendig sind, um Beziehungen aufzubauen und Netzwerke zu knüpfen. Unterschiede in der Ausprägung dieser Fähigkeiten könnten erklären, warum manche Menschen Herausforderungen im sozialen Miteinander leichter bewältigen als andere. Soziale Kompetenzen sind in einer globalisierten Welt unverzichtbar, und die Fähigkeit, sowohl Emotionen zu erkennen als auch Perspektiven zu wechseln, spielt eine zentrale Rolle in der menschlichen Interaktion.
Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse dieses Experiments sowie die umfassenden Studien zu Empathie und Perspektivübernahme, wie eng diese Fähigkeiten miteinander verbunden sind und welche wesentliche Rolle sie im tierischen sowie menschlichen Verhalten spielen. [remszeitung] berichtet, dass die Fähigkeit zur Perspektivübernahme vermutlich bei den gemeinsamen Vorfahren von Menschen und Schimpansen entstanden ist, was die Relevanz dieser Fragen über die Evolution sozialer Fähigkeiten unterstreicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Verhalten der Bonobos und die laufenden Forschungen zeigen, wie wichtig Empathie und Perspektivübernahme nicht nur im Tierreich, sondern auch für den Menschen sind, insbesondere um soziale Bindungen zu stärken und Gemeinschaften zu bilden. [cbs] und [dasgehirn] belegen, dass jeder von uns in der Lage ist, durch gezielte Entwicklung dieser Fähigkeiten unsere sozialen Kompetenzen zu verbessern.