Die evangelische Kirchgemeinde Pirna in Sachsen hat heftige Kritik an einem Internet-Post des AfD-nahen Oberbürgermeisters Tim Lochner geäußert. Lochner zog in einem Facebook-Post einen Vergleich zwischen der Hissung einer Regenbogenfahne an der Marienkirche zum Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie und dem Christopher-Street-Day in Pirna mit Hakenkreuzfahnen in der NS-Zeit. Die Gemeinde verteidigte die Regenbogenflagge als Reaktion darauf, dass sie nicht mehr an den Masten der Stadtverwaltung Pirna gehisst werden darf.
In dem mittlerweile gelöschten Post forderte Lochner die Kirche auf, Stellung zu beziehen und bezeichnete das Hissen der Regenbogenfahne als politische Einmischung. Er betrachtete den CSD als politische Organisation und lehnte es ab, die Fahne zu hissen, solange auch Antifa-Fahnen auf Demonstrationen präsent seien.
Der Kirchenvorstand veröffentlichte eine Stellungnahme auf der Webseite der Gemeinde, in der der Post von Lochner als „schwer erträglich und inhaltlich falsch“ bezeichnet wurde. Die Kirche betonte, dass Offenheit und Toleranz zu ihrem Grundverständnis gehören und das Hissen der Regenbogenflagge die Solidarität mit bedrängten Menschen zum Ausdruck bringt. Sie betonte die Bedeutung einer freundlichen Diskussionskultur in Pirna, in der auch über kontroverse Themen diskutiert werden kann.
Zusätzlich kündigte der Kirchenvorstand an, dem Oberbürgermeister ein Gesangbuch zu schenken, das die „Barmer Theologische Erklärung“ von 1934 enthält, in der Christen sich gegen den Ausgrenzungswillen des Führerstaats gewandt hatten. Dieser Schritt wurde unternommen, um die Fronten zu entschärfen. Lochner war im Dezember 2023 zum ersten AfD-Oberbürgermeister Deutschlands gewählt worden und erhielt damals im zweiten Wahlgang 38,54 Prozent der Stimmen.