Das Thema des Zusammenlebens zwischen Wolf und Mensch hat an Bedeutung gewonnen, insbesondere in einer Ära polarisierter Wahrnehmungsmuster. Der Dokumentarfilm „Im Land der Wölfe“ von Ralf Bücheler strebt danach, den Diskurs sachlich und ohne Verharmlosung zu gestalten. In diesem Film kommen sowohl Wissenschaftler, die die Ausbreitung der Wölfe erforschen, als auch Schäfer zu Wort, die Maßnahmen ergreifen, um ihre Herden vor Angriffen durch Raubtiere zu schützen.
Der Film bietet faszinierende Naturaufnahmen, die die Perspektive des Wolfs einnehmen. Zunächst wird die Kamera in einem Maisfeld versteckt, aus dem drei Wölfe auftauchen und neugierig schnuppern. Ein Wolf nähert sich der Kamera, schaut direkt in die Linse und leckt sie sogar ab. Durch solche unmittelbaren Aufnahmen wird die Nähe zum Sujet verdeutlicht. Weiter begleitet der Film die Mitarbeiterinnen des Instituts LUPUS in Sachsen, die mit dem Wolfs-Monitoring betraut sind und Daten erfassen, Kotproben analysieren sowie Schäden an Schafherden begutachten.
Der Konfliktpunkt zwischen Mensch und Wolf liegt vor allem in der Landwirtschaft. Trotz der Tatsache, dass der Wolf den Menschen nicht als Beute betrachtet, besteht Angst aufgrund seiner Nähe zur Zivilisation. Ein Schäfer aus Brandenburg betont in einer Anhörung, dass die Bejagung des Wolfes keine Lösung darstellt, da ein geschwächtes Rudel vermehrt nach leichter Beute wie Schafherden sucht. Ein Kollege aus der Oberpfalz setzt auf den Einsatz von elektrischen Zäunen und Herdenschutzhunden, um Wölfe aktiv abzuwehren.
„Im Land der Wölfe“ verdeutlicht, dass ein Zusammenleben von Wolf und Mensch möglich ist, jedoch einen erheblichen Aufwand erfordert. Dies beinhaltet politischen Willen, wissenschaftliche Begleitung, landwirtschaftliche Unterstützung sowie eine faktenbasierte Aufklärungsarbeit. Die Dokumentation von Ralf Bücheler trägt dazu bei, die komplexe Thematik unaufgeregt darzustellen und zeigt, dass ein harmonisches Nebeneinander von Mensch und Wolf möglich ist.