In Wittenberg, einer Stadt, die für ihre historische Bedeutung bekannt ist, gibt es ein großes Problem: Die Ladeinfrastruktur für Elektroautos ist erschreckend schwach. Während andere Städte in Sachsen-Anhalt wie Halle und Magdeburg mit über 240 Ladepunkten glänzen, stehen die Wittenberger mit nur 56 öffentlichen Ladestationen am Ende der Liste. Laut einem Bericht von Tagesschau ist die Elektromobilität in der Region zwar im Kommen, aber die Nachfrage nach Ladesäulen bleibt gering.
Andreas Reinhardt, der Geschäftsführer der Stadtwerke Wittenberg, ist ein Befürworter der Energiewende und hat bereits einen Bürger-Solarpark ins Leben gerufen. Dennoch zeigt sich, dass die 14 Ladepunkte in der Stadt kaum genutzt werden. Eine interne Statistik aus Oktober zeigt, dass es an diesen Stationen nur 378 Ladevorgänge gab – das sind gerade mal 12 pro Tag. Reinhardt äußert Bedenken, dass diese geringe Auslastung zukünftige Investitionen in neue Ladesäulen gefährdet, da die Kosten für eine normale Ladesäule bei etwa 10.000 Euro liegen und für Schnellladesäulen sogar bis zu 100.000 Euro betragen können.
Warum meiden die Wittenberger die Ladesäulen?
Die Frage, warum Elektroautofahrer die Ladesäulen in Wittenberg meiden, ist schnell beantwortet. Viele Bürger besitzen eigene Wallboxen, mit denen sie ihre Fahrzeuge bequem zu Hause aufladen können. Reinhardt vermutet, dass der Preis von 55 Cent pro Kilowattstunde nicht der Hauptgrund ist. Stattdessen laden die meisten Wittenberger lieber zu Hause, was nicht nur praktischer, sondern auch günstiger ist. Der Elektroautobesitzer Bernd Jung bestätigt dies und erklärt, dass er seine Fahrten meist mit Strom aus seiner eigenen Photovoltaikanlage versorgt.
Die Situation ist alarmierend, denn Wittenberg und der Landkreis Jerichower Land stehen in der Statistik ganz unten. Landrat Christian Tylsch sieht keinen schnellen Wandel in der E-Mobilität und betont, dass die hohen Kosten und die begrenzte Flexibilität der Elektroautos eine breitere Akzeptanz behindern. Aktuell sind in Wittenberg lediglich 1.058 reine E-Autos bei einem Gesamtbestand von 120.000 Fahrzeugen registriert. Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur in der Region nicht rentabel erscheint.
Ein Blick auf die gesamte Region
Doch nicht nur Wittenberg hat mit der mangelhaften Ladeinfrastruktur zu kämpfen. Auch in der Doppelstadt Dessau-Roßlau gibt es nur 98 Ladepunkte, während im Landkreis Altmark Salzwedel lediglich 88 vorhanden sind. Das Verkehrsministerium kritisiert diese Situation scharf und hat bereits 4,7 Millionen Euro in die Verbesserung der Ladeinfrastruktur investiert. Ministeriumssprecher Peter Mennicke stellt jedoch fest, dass Sachsen-Anhalt im Vergleich zu anderen Bundesländern durchaus besser dasteht, wenn es um die Lademöglichkeiten geht.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Elektromobilität in Wittenberg und Umgebung noch einen langen Weg vor sich hat. Trotz positiver Beispiele aus anderen Städten bleibt die Frage, wie die Region die Herausforderungen der E-Mobilität meistern kann, um den Anschluss nicht zu verlieren. Die Bürger wünschen sich eine bessere Infrastruktur, die den Bedürfnissen der Elektroautofahrer gerecht wird, während die Verantwortlichen sich mit den finanziellen Aspekten auseinandersetzen müssen. Die Zukunft der E-Mobilität in Wittenberg hängt von einer Balance zwischen Investitionen und der tatsächlichen Nutzung der Ladesäulen ab, wie auch MDR berichtet.