Der österreichische Milliardär und Gründer der Signa-Gruppe, René Benko, wurde am Donnerstagmorgen in seiner Villa in Innsbruck festgenommen. Die Festnahme erfolgte auf Anweisung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Gegen ihn wird wegen schweren Betrugs und vielfältiger Insolvenzdelikte ermittelt. Es wird vermutet, dass Benko Vermögen an seinen Gläubigern vorbeigewirtschaftet hat, was zu einer der größten Firmenpleiten in der Geschichte Österreichs führte.

Seit Monaten steht Benko im Fokus der Justiz, die sich mit seinen fragwürdigen Geschäftspraktiken und seinem Netzwerk auseinandersetzt. Die Ermittlungen wurden im vergangenen Jahr eingeleitet und umfassten Hausdurchsuchungen sowohl in seiner Villa als auch in der Zentrale der Signa-Gruppe in Wien. Der aktuelle Fall hat in Österreich große Aufmerksamkeit erregt, da die Schulden der Signa Holding sich auf über 7,7 Milliarden Euro belaufen.

Hintergrund der Ermittlungen

Die Insolvenzfälle, die auf Benkos Geschäftsgebaren zurückzuführen sind, sind alarmierend. Von den rund 2,5 Milliarden Euro, die von Gläubigern geltend gemacht werden, wurde bis dato lediglich ein Bruchteil anerkannt. Zu den bedeutendsten Gläubigern zählt der arabische Staatsfonds Mubadala, der etwa 750 Millionen Euro einfordert. Auch die italienische Justiz hatte im Dezember 2024 einen Haftbefehl gegen Benko erlassen, der sich auf mehrere Immobiliengeschäfte zwischen 2018 und 2022 bezieht.

Obwohl Benko im Dezember 2024 in den Fokus der italienischen Behörden geriet, blieb er bis zu seiner festnahme in Österreich auf freiem Fuß. Sein Rechtsanwalt, Norbert Wess, erklärte, dass ein europäischer Haftbefehl nicht vollzogen wurde und dass Benko bereit sei, mit den Behörden zu kooperieren.

Wirtschaftskriminalität in Österreich im Kontext

Der Fall Benko wirft ein Schlaglicht auf die weitverbreitete Wirtschaftskriminalität in Österreich. Eine Studie von PwC, die über 5.000 Führungskräfte in 99 Ländern befragte, ergab, dass rund ein Drittel der österreichischen Unternehmen in den letzten 24 Monaten Opfer von Wirtschaftskriminalität wurden. Diese alarmierenden Zahlen spiegeln eine zunehmende Gefährdung wider, die auch auf das Unternehmen Benko hinweist.

Im Rahmen der Studie wurde festgestellt, dass die häufigsten Delikte Betrug durch Kunden, Cyberkriminalität und Vermögensdelikte sind. Darüber hinaus gaben fast 50% der befragten Unternehmen an, keine ausgereiften Risikomanagement-Mechanismen für ihre Geschäftspartner zu haben, während 25% keinerlei Programme zur Prävention von Wirtschaftskriminalität implementiert haben. Dies könnte erklären, warum immer mehr Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten.

Die Festnahme von René Benko ist ein weiteres Kapitel in der sich zuspitzenden Situation rund um die Wirtschaftskriminalität in Österreich und wird vermutlich weitreichende Konsequenzen für die Unternehmerlandschaft des Landes haben.

t-online.de berichtet, dass die Festnahme erfolgt ist, nachdem die WKStA bereits umfangreiche Ermittlungen seit Juli 2024 durchgeführt hatte.

20 Minuten ergänzt, dass die Forderungen an die Signa Holding außergewöhnlich hoch sind und dass bedeutende Gläubiger im Spiel sind.

Compliance-Praxis beleuchtet zudem die generelle Problematik der Wirtschaftskriminalität in Österreich, die durch den Fall Benko noch sichtbarer wird.