Der österreichische Journalist und Schriftsteller Martin Pollack ist am 17. Januar 2025 im Alter von 80 Jahren gestorben, nachdem er einen langen Kampf gegen Krebs verloren hatte. Pollack wurde 1944 geboren und erlangte bedeutende Erfolge als Korrespondent, Autor und Übersetzer, insbesondere in der europäischen Literaturlandschaft.
Pollack war viele Jahre als Korrespondent für den Spiegel in Mittel- und Osteuropa tätig, wo er die Epochenwende von 1989 hautnah am Prager Wenzelsplatz erlebte. Bis 1998 leitete er das Büro in Warschau. Als studierter Slawist brachte er auch seine Expertise als Übersetzer aus dem Polnischen in seine Arbeiten ein. Sein literarisches Schaffen umfasst eine Vielzahl von Erzählungen und Reportagen.
Kulturelle Beiträge und Erinnerungskultur
Martin Pollacks bekanntestes Werk, „Der Tote im Bunker“, wurde 2004 veröffentlicht und ist ein Meisterwerk der dokumentarischen Literatur. Es thematisiert die Verstrickungen seiner Familie in das NS-System, insbesondere das Leben seines Vaters, Gerhard Bast, der als Gestapochef von Linz agierte. Diese Auseinandersetzung mit den dunklen Kapiteln der Geschichte ist nicht nur ein persönliches Zeugnis, sondern auch ein exemplarisches Beispiel für den Umgang mit Schuld und Verantwortung in der Nachkriegszeit. Das Buch gilt als eines der wichtigsten Grundbücher der österreichischen Literatur und wurde in vierzehn Sprachen übersetzt, was Pollacks internationale Bedeutung unterstreicht.
Als „großer Erinnerungsarbeiter“ hat Pollack Maßstäbe in der Erinnerungskultur gesetzt und bis zu seinem Tod 2024 zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Leipziger Buchpreis 2011. Im Jahr 2024 erhielt er den Preis der Stadt Wien für Kulturpublizistik, ein weiterer Beweis für sein Engagement in der Literatur und seine Rolle als Kulturvermittler.
Posthume Veröffentlichung und Vermächtnis
Im Mai 2025 wird ein posthumer Reportagen-Band mit dem Titel „Zeiten der Scham“ im Residenz Verlag erscheinen, der weitere Einblicke in Pollacks literarisches Schaffen bietet. Sein Werk ist nicht nur in Österreich von großer Bedeutung, sondern spiegelt auch die Erinnerungen und die Aufarbeitungen vieler europäischer Nationen wider.
Die österreichische Literatur steht in engem Zusammenhang mit den Erlebnissen von Autoren wie Pollack, die oft die Schrecken der Vergangenheit thematisieren. In diesem Kontext wird die Bedeutung der Ausstellung „JETZT & ALLES“ hervorgehoben, die die österreichische Literatur der letzten fünfzig Jahre beleuchtet. An dieser Stelle sei erwähnt, dass auch zeitgenössische Schriftsteller wie Ilse Aichinger, die die NS-Zeit überlebte, wichtige Beiträge zu diesem Erbe geliefert haben.
Die Hinterlassenschaften von Martin Pollack werden die literarische Landschaft weiterhin prägen und inspirieren. Seine Fähigkeit, persönliche und kollektive Geschichte miteinander zu verweben, wird in der österreichischen und europäischen Literatur unvergessen bleiben.