Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat vor Zigtausenden Zuhörerinnen und Zuhörern vor der Dresdner Frauenkirche eine Europarede gehalten, die er auf Deutsch begann und damit ein begeistertes Publikum erntete. Macron betonte die emotionale Bedeutung dieses Moments als erster französischer Präsident seit der Wiedervereinigung vor diesem Publikum zu sprechen. Er erinnerte daran, dass er in seiner Jugend an einem Deutsch-Französischen Austausch teilnahm und Deutschland bereits damals als zerrissenes Land erlebte.
Der französische Staatschef erklärte es sei eine Ehre, in Dresden zu sprechen, nicht nur als Franzose und Freund Deutschlands, sondern auch als überzeugter Europäer. Macron hob die Bedeutung der Europäischen Union als ein „einzigartiges Projekt in der Welt“ hervor und bezeichnete das wieder aufgebaute Dresden als „ein Zeichen der Hoffnung“. Er warnte vor dem erstarkenden Rechtsextremismus in Europa und rief dazu auf, die Demokratie zu verteidigen.
In seiner Rede unterstrich Macron die Dringlichkeit für ein starkes und souveränes Europa, das Wohlstand, Frieden und Demokratie gewährleistet. Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage plädierte er für eine eigenständige Sicherheits- und Verteidigungspolitik in Europa. Macron forderte zudem eine stärkere wirtschaftliche Unabhängigkeit, insbesondere im Hinblick auf den Wettbewerb mit China und den USA. Er betonte die Notwendigkeit eines nachhaltigen Wirtschaftsmodells, das sowohl Wachstum als auch Umweltschutz fördert.
Im Anschluss an seine Rede in Dresden reiste Macron nach Münster, um den Preis des Westfälischen Friedens entgegenzunehmen. Der Staatsbesuch setzte sich mit einem deutsch-französischen Regierungstreffen in Meseberg fort. Macron hatte bereits zuvor durch seine Rede beim Staatsakt für den verstorbenen Wolfgang Schäuble im Bundestag und bei der Tischrede im Schloss Bellevue mit deutschen Passagen sein Engagement für die deutsch-französische Freundschaft unterstrichen.