In einem interdisziplinären Forschungsprojekt an der Fakultät für Bauingenieurwesen der Technischen Universität Dresden wird ein innovativer Ansatz zur Erhaltung von Kulturgütern aus Holz verfolgt. Das Projekt vereint ingenieurwissenschaftliche Methoden mit den Disziplinen Restaurierung und Konservierung. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Kulturerbe-Forschungsgruppe des Jerzy Haber Instituts für Katalyse und Oberflächenchemie in Kraków, die unter der Leitung von Prof. Łukasz Bratasz steht. Fokussiert wird vor allem auf Tafelgemälde und Kunstwerke, die aus komplexen Materialmixen bestehen und somit besonderen Herausforderungen gegenüberstehen.
Ein zentrales Anliegen der Forschung ist die Analyse der bauphysikalischen Fragestellungen, die mit den natürlichen, klimaempfindlichen Materialien dieser Kunstwerke zusammenhängen. Ziel ist es, Prognosen und Handlungsempfehlungen zur langfristigen Erhaltung der Kunstwerke zu erstellen. Wissenschaftler simulieren den Alterungsprozess mithilfe digitaler Modelle, um Schädigungsmechanismen und das Strukturverhalten unter veränderten klimatischen Bedingungen zu untersuchen. Die Herausforderung dabei ist das unbekannte Materialverhalten sowie die komplizierte Belastungsgeschichte der historischen Unikate. Die Klimahistorie spielt eine entscheidende Rolle für das Strukturverhalten der Kunstwerke und muss in zukünftige Konservierungsstrategien einfließen.
Nachhaltige Erhaltung und digitale Lösungen
Das gemeinsame Ziel der beteiligten Institutionen ist die nachhaltige und präventive Konservierung der Kulturgüter. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen und die Entwicklung neuer digitaler Werkzeuge. Das Institut für Statik und Dynamik der Tragwerke (ISD) beschäftigt sich seit längerer Zeit mit digitalen Lösungen zur Erhaltung von Kulturgütern. Dabei wurde das Projekt VIRTEX ins Leben gerufen, welches seit 2019 in Kooperation mit dem Institut für Holztechnologie Dresden sowie der Hochschule für bildende Künste Dresden fortgeführt wird.
Zusätzlich zur TU Dresden engagiert sich die Fraunhofer-Gesellschaft seit über einem Vierteljahrhundert im Bereich der Kulturerbe-Forschung. In den letzten Jahren wurde ein Schwerpunkt auf den Schutz von Kulturerbe im Kontext des Klimawandels gelegt. 20 Fraunhofer-Institute arbeiten dabei eng mit Museen und Kulturerbestätten zusammen, um Lösungen zu entwickeln, die den aktuellen Herausforderungen begegnen. Ein zentrales Element dieses Projekts ist die Erfassung digitaler Zwillinge im urbanen Raum, um den Erhalt historischer Materialien zu gewährleisten. Auch die sozioökonomischen Werte von Kulturgütern werden analysiert, um ihre Bedeutung im digitalen Zeitalter neu zu definieren.
Kollaboration für effektive Ergebnisse
Im Rahmen dieser Initiative wird die Innovationsakzeptanz-Gruppe des Fraunhofer IMW aktiv. Diese führt eine Studie durch, um den sozioökonomischen Wert von originalen und digitalen Kulturerbe-Gütern zu erfassen und ein Nutzenkonzept für die Digitalisierung zu entwickeln. Museen, Archive und Bibliotheken spielen hierbei eine wichtige Rolle, sowohl in der Entwicklung als auch in der praktischen Umsetzung von Nutzungskonzepten.
Für Rückfragen steht Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Kaliske unter der Telefonnummer +49351 463 34386 zur Verfügung. Für weitere Informationen zu den Projekten der Fraunhofer-Gesellschaft können Interessierte die entsprechenden Seiten besuchen: TU Dresden, Fraunhofer-Gesellschaft und das Positionspapier.