In der bevorstehenden Aufführung des Staatsschauspiels Dresden wird Durs Grünbeins Roman „Der Komet“ auf die Bühne gebracht. Diese Inszenierung hat eine tiefere Bedeutung, da sie kurz vor dem 80. Jahrestag der Bombardierung von Dresden stattfindet. Ziel ist es, die Erinnerungsfähigkeit des Publikums zu betonen und eine Reflexion über die Ereignisse dieser Zeit anzustoßen. Die Premiere des Stücks fand bereits am 24. Januar 2025 statt, und unter der Regie von Tilmann Köhler wird es als „sanfte Konfrontationstherapie“ beschrieben, die den Zuschauern helfen soll, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.Welt

Grünbeins Erzählung im Buch „Der Komet“, das Ende 2023 veröffentlicht wurde, beleuchtet das Leben seiner Großmutter Dora Wachtel, die 1936 nach Dresden zieht und die Bombardierung 1945 überlebt. Die Handlung folgt Dora und ihrem Umfeld vor und während der Bombardierung und thematisiert die gesellschaftlichen Veränderungen, die durch die „Reichspogromnacht“ eingeleitet werden. Die Bühne des Stücks ist als Stadtplan von Dresden gestaltet, wodurch das Publikum direkt in die Thematik eingebunden wird.

Inszenierung und Bühnenbild

Das Bühnenbild besteht aus einer Schräge aus Holzplatten, die die Elbe und verschiedene Stadtteile Dresdens darstellt. Mit einem Ensemble von sieben Schauspielern, die in schwarz-weißen Kostümen auftreten, wird ein Raum geschaffen, der schnelle Rollenwechsel ermöglicht. Obwohl auf technische Hilfsmittel wie Videos oder Nebelmaschinen verzichtet wird, kommen die Körper und die Sprache der Schauspieler stark zur Geltung. Rote Markierungen auf der Bühne symbolisieren die Zerstörung jüdischer Geschäfte und die drohende Gefahr durch die Bomben, die die Stadt trafen.Dresden.de

Die Emotionen und die Sprachlosigkeit der Figuren verdeutlichen die Unfähigkeit, über die erlebte Zerstörung zu sprechen. Sie erleben den Krieg und die damit verbundene Katastrophe, oft ohne Worte zu finden. Am Ende der Inszenierung steht eine Spiegelwand, die das Publikum reflektiert und somit eine Verbindung zur Vergangenheit herstellt. Diese Inszenierung fordert die Zuschauer dazu auf, die Gewalt und das Unrecht, das der Bombardierung vorausging, zu erkennen und darüber nachzudenken.

Erinnerung an die Vergangenheit

Durs Grünbein selbst schildert in seinem Buch die persönliche Geschichte seiner Großmutter und deren Verbindung zu den historischen Entwicklungen in Dresden während des Nationalsozialismus. Die Erzählung beschreibt, wie Dora trotz der nationalsozialistischen Gräueltaten Erinnerungen an „goldene Zeiten“ erlebt—eine ironische Anspielung auf das Geschehen. Dora registriert die Verfolgung von Juden und die Mobilisierungen in den Krieg, denkt jedoch oft, dass sie Naturereignisse sind. Diese Sichtweise verdeutlicht die Entfremdung und die Tragik des Unvermögens, das Geschehene zu begreifen und zu verarbeiten.taz

Das Stück „Der Komet“ und die damit verbundenen Veranstaltungen sind Teil einer Literaturreihe, die sich mit den Erinnerungen an den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg auseinandersetzt. Diese Veranstaltungsreihe findet zwischen Januar und Mai 2025 statt und ist eine Kooperation zwischen dem Staatsschauspiel Dresden, den Städtischen Bibliotheken Dresden und dem Dresdner Geschichtsverein e.V. Sie schärfen das Bewusstsein für die dunkle Vergangenheit und fordern die Gesellschaft dazu auf, sich der Erinnerungen aktiv zu stellen.