Am 18.01.2025 wurde Chemnitz feierlich als die vierte deutsche Stadt zur europäischen Kulturhauptstadt ernannt. Unter dem Motto „C the Unseen“ lockt die Stadt mit einem umfangreichen Kulturprogramm, das über 200 Projekte und 1.000 Veranstaltungen umfasst. Das Programmbuch erstreckt sich auf etwa 500 Seiten und verspricht ein Jahr voller kreativer und sozialer Initiativen, die die Vielfalt und Dynamik der Region hervorheben. Dies berichtet ksta.de.
Ein Highlight des Programms wird die große Ausstellung über den Maler Edvard Munch unter dem Thema „Angst“ sein. Darüber hinaus wird ein Kunstpfad, der „Purple Path“, Chemnitz mit seinem Umland verbinden. Soziale Interaktion und Innovation werden in neu gestalteten Garagen gefördert, während eine Marathon-Strecke mit Musik von Klassik bis Elektro die Besucher begeistern soll. Auch eine ganztägige Tanzperformance „Odyssee in C“, inspiriert von James Joyces „Ulysses“, steht auf dem Plan. Programmgeschäftsführer Stefan Schmidtke betont, dass das gesamte Programm aus Ideen der Menschen vor Ort und der Region gewachsen ist.
Ein Blick auf die Herausforderungen
Trotz der positiven Aspekte des Kulturhauptstadtjahres stehen auch Herausforderungen an. Chemnitz hat in der Vergangenheit durch Ausschreitungen von Rechtsextremen einen schweren Schatten geworfen, insbesondere die Ereignisse im Spätsommer 2018. Nun planen Rechtsextreme eine Demonstration am Eröffnungstag der Kulturhauptstadt, was Besorgnis unter den Bürgern auslöst. Martin Kohlmann und die Freien Sachsen erinnern bei ihrer Demonstration an diese Vorfälle, während eine Gegendemonstration organisiert wurde, um für Offenheit und Vielfalt zu werben, unterstützt von DGB Südwestsachsen und anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen. Frauke Wetzel, die Projektleiterin beim Verein ASA-FF, fordert eine friedliche Kulturhauptstadt und kritisiert die Genehmigung der rechten Demo durch die Stadtverwaltung.
Oberbürgermeister Sven Schulze hat die Entscheidung zur Genehmigung verteidigt und betont die Wichtigkeit der Meinungsfreiheit in einer demokratischen Gesellschaft. Das Ziel der Kulturhauptstadt ist es, die „stille Mitte“ der Gesellschaft zu aktivieren und ein Zeichen für Toleranz und Weltoffenheit zu setzen.
Positive Impulse für die Zukunft
Das Investitionsvolumen für das Projekt ist beeindruckend: Rund 100 Millionen Euro Fördergelder fließen in das Vorhaben, wovon etwa 60 Millionen in die Gestaltung öffentlicher Räume und Interventionen investiert werden sollen. Geplante Projekte umfassen die Sanierung einer ehemaligen Fabrikruine zu einem Besucherzentrum, die Umwidmung des Elternhauses von Karl Schmidt-Rottluff in ein Museum sowie die Umnutzung eines alten Straßenbahndepots zu einem „Garagen-Campus“.
Die EU-Kulturkommissar Glenn Micallef zeigt sich optimistisch und erwartet, dass das Jahr voller Feierlichkeiten dazu beitragen wird, die Vielfalt der Europäischen Union zu präsentieren. Chemnitz rechnet mit rund 2 Millionen Besuchern im Laufe des Jahres, und der Hotel- und Gaststättenverband berichtet von einem ausreichenden Übernachtungsangebot, auch in umliegenden Städten. Dabei sind die Hotelpreise in Chemnitz moderat im Vergleich zu anderen Großstädten, können jedoch bei Großveranstaltungen ansteigen.
Die Chemnitz 2025 gGmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadt Chemnitz, wurde gegründet, um das Programm für die Kulturhauptstadt zu entwickeln. Die Gesellschaft soll nachhaltige Strukturen und Kommunikationsräume zur Bürgerbeteiligung schaffen und positive Impulse über das Jahr 2025 hinaus senden. Hierbei stehen verschiedene gesellschaftliche und kulturelle Bereiche im Vordergrund, darunter Soziokultur, Baukultur sowie Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen.
Der Fokus liegt darauf, regionale, überregionale und internationale Partner zu vereinen, um ein umfassendes und einladendes kulturelles Angebot zu gestalten. Die verschiedenen Abteilungen der Chemnitz 2025 gGmbH arbeiten eng zusammen, um die vielfältigen Aktivitäten des Programms umzusetzen. Dies zeigt, dass Chemnitz nicht nur ein herausforderndes Erbe gegenübersteht, sondern auch entschlossen ist, sich als lebendige und vielfältige Stadt zu präsentieren und die Kultur aktiv zu fördern.