SachsenSachsen-Anhalt

„Archäologische Schätze am SuedOstLink: Spannende Funde in Wettin-Löbejün“

In Löbejün wurden im Rahmen archäologischer Untersuchungen vor dem Bau der Gleichstromverbindung SuedOstLink Spuren einer slawischen Siedlung und eines Gräberfeldes aus dem 10. bis 12. Jahrhundert entdeckt, was wertvolle Einblicke in die frühmittelalterliche Besiedlung der Region bietet.

Die aktuellen archäologischen Untersuchungen bei Wettin-Löbejün haben nicht nur historische Bedeutung, sondern werfen auch ein Licht auf die außergewöhnlichen Gräberfunde der Regionalgeschichte. Inmitten der Vorbereitungen für den SuedOstLink, einer wichtigen Gleichstromverbindung, werden damit Erkenntnisse über die slawische Besiedlung und Bestattungskulturen in Sachsen-Anhalt zutage gefördert.

Das Gräberfeld als bedeutender Indikator

Im Zuge der archäologischen Untersuchungen wurde ein beeindruckendes Gräberfeld entdeckt, das etwa 60 Bestattungen umfasst. Die Rücklagen dieser Gräber, ausgerichtet von Nord nach Süd, zeigen den christlichen Ritus der Beisetzung, da die Toten in der Regel ohne Beigaben, bis auf einige Trachtgegenstände, bestattet wurden. Dies wirft Fragen zur Sozialstruktur und den Glaubensvorstellungen der slawischen Gemeinschaft auf, die hier lebte.

Siedlungsbefunde und handwerkliche Tätigkeit

Auf einem Areal von 0,5 Hektar wurde ein Großteil der Siedlung freigelegt, die wertvolle Einblicke in das alltägliche Leben der damaligen Bewohner bietet. Besonders bemerkenswert sind die Spuren eines Handwerksviertels, wo Materialabbaugruben für Raseneisenerz angelegt wurden. Diese Entdeckungen verdeutlichen die ökonomische Aktivität in der Region und die Möglichkeit der Selbstversorgung der Siedler durch lokale Ressourcen.

Die besonderen Grabstätten

Unter den zahlreichen Bestattungen fallen zwei besonders auf: Ein „Familiengrab“, das auf eine komplexe Grabarchitektur hindeutet, in dem zwei Erwachsene und zwei Kinder beigesetzt wurden. Ein weiterer eindrucksvoller Befund ist der einer Bestattung eines kranken Kindes, das an Hydrocephalus litt. Die Artefakte, einschließlich der Perlen im Brustbereich, weisen auf eine besondere Zuwendung der Gemeinschaft hin und könnten eine tiefe Trauer oder Wertschätzung für das Kind symbolisieren.

Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft

Die Entdeckungen haben nicht nur für die Wissenschaft Bedeutung, sondern auch für die heutige Gemeinschaft. Sie zeigen, wie wichtig es ist, der Geschichte eines Ortes und seiner Menschen Rechnung zu tragen. Diese Funde könnten dazu beitragen, das Interesse an der Geschichte in der Region zu fördern und das Bewusstsein für den archäologischen Erbes zu schärfen.

Ausblick auf die weitere Erforschung

Die archäologischen Arbeiten im Bereich Wettin-Löbejün sollen voraussichtlich im August 2024 abgeschlossen werden. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um vor Beginn der Stromtrassenarbeiten das kulturelle Erbe zu sichern und der Nachwelt zugänglich zu machen. Der intensive Austausch mit dem Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz zielt darauf ab, alle relevanten Funde zu dokumentieren und zu bewahren.

Lebt in Spandau und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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