Die Wärmewende, ein zentrales Element der deutschen Klimapolitik, zielt darauf ab, die Energieversorgung bis 2045 vollständig von fossilen Brennstoffen auf klimaneutrale Quellen umzustellen. Heute hat knapp die Hälfte der Kommunen in Sachsen-Anhalt mit der Erstellung kommunaler Wärmepläne begonnen. Laut Merkur haben 94 von 218 Kommunen (43 %) diesen Prozess initiiert, was über dem nationalen Durchschnitt von 34 % liegt.
Die kommunale Wärmeplanung stellt ein strategisches Instrument dar, das Gemeinden dabei unterstützt, einen Fahrplan für eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu entwickeln. Diese Planung ist nicht nur theoretisch, sonder muss bis Mitte 2026 für größere Städte über 100.000 Einwohner und bis 2028 für kleinere Kommunen verbindlich vorgelegt werden. Insbesondere in Städten wie Bitterfeld-Wolfen, Haldensleben und Zerbst sollen die Wärmepläne bereits bis zum Sommer 2025 erstellt werden.
Herausforderungen und Fortschritte
Trotz der Fortschritte gibt es auch kritische Stimmen. Einige Kommunen, darunter Wittenberg und Quedlinburg, beklagen das Fehlen gesetzlicher Regelungen von Seiten der Landesregierung für die Wärmeplanung. Das Kompetenzzentrum Wärmewende erwartet jedoch, dass in diesem Jahr gesetzliche Grundlagen in den meisten Bundesländern verabschiedet werden. Umwelt- und Energieminister Armin Willingmann (SPD) hat bestätigt, dass an einem Gesetz gearbeitet wird, das im nächsten halben Jahr in Kraft treten soll.
Eine Analyse der Universität Leipzig zeigt, dass der derzeitige Anteil erneuerbarer Energien in der kommunalen Wärmeversorgung sehr gering bleibt, mit einem dominierenden Nutzung von Erdgas und Kohle. 2023 betrug der Anteil regenerativer Energien am Endenergieverbrauch für Wärme und Kälte lediglich 18,8 %. Diese Zahlen verdeutlichen den hohen Anpassungsbedarf der Kommunen, um die Ziele des Klimaschutzgesetzes zu erfüllen.
Finanzierung und Unterstützung
Die Kosten für die kommunale Wärmeplanung bis 2028 werden auf etwa 520 Millionen Euro geschätzt, von denen rund 165 Millionen Euro für Personal aufgewendet werden. Viele Kommunen in Sachsen-Anhalt nutzen Fördermittel zur Erstellung ihrer Wärmepläne, um die finanziellen Belastungen abzumildern. Die Wärmewende ist langfristig auch ein wirtschaftlicher Faktor, da sie Chancen für die regionale Entwicklung bietet.
– Bestandteile der kommunalen Wärmeplanung sind:
- Bestandsanalyse: Daten zu Wärmebedarf, Energieinfrastrukturen und nachhaltigen Wärmequellen.
- Potenzialanalyse: Ermittlung erneuerbarer Wärmequellen und Analyse der Energieeffizienz.
- Zielszenarien: Ableitung von Szenarien für die Wärmeversorgung.
- Wärmewendestrategie: Auswahl von Szenarien und Maßnahmenkatalog.
Die Umsetzung dieser strategischen Planung erfordert Investitionen in klimafreundliche Wärmenetze, was in Anbetracht der hohen initialen Kosten eine Herausforderung darstellt. Besonders schwierig wird es für Kommunen ohne eigene Stadtwerke, da ihnen dadurch der Einfluss auf die Umsetzung der Wärmewende eingeschränkt bleibt.
Ausblick auf zukünftige Entwicklungen
Das am 01.01.2024 in Kraft tretende Bundesgesetz für Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) wird die Länder verpflichten, Wärmepläne bis zum 30.06.2026 für größere Gemeinden und bis zum 30.06.2028 für kleinere Gemeinden zu erstellen. Berichte über eine Studie, die die Methodik der Datenerhebung für die kommunale Wärmeplanung in Sachsen-Anhalt untersucht, zeigen den Bedarf an detaillierten Daten für Bestands- und Potenzialanalysen auf.
Diese Entwicklungen sind entscheidend, um die Transformation hin zu nachhaltigen Wärmeversorgungen für die Zukunft einzuleiten. Nur durch effektive Zusammenarbeit und strategisches Handeln können die kommunalen Herausforderungen gemeistert werden. Die Umsetzung der Wärmepläne wird nicht nur für die Erreichung der Klimaziele unerlässlich sein, sondern auch für die Schaffung von Planungs- und Investitionssicherheit im kommunalen Bereich.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sachsen-Anhalt auf einem guten Weg ist, jedoch mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert wird, die es zu bewältigen gilt. Die erfolgreichen Schritte der kommunalen Wärmeplanung haben das Potenzial, die Energiezukunft in der Region entscheidend zu verändern, wie auch die Studie des Kompetenzzentrums Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge e.V. an der Universität Leipzig unterstreicht, die die Ziele, Herausforderungen und Perspektiven der kommunalen Wärmeplanung detailliert analysiert hat. Weitere Informationen dazu finden Sie in der Kowid-Studie.