Sachsen-Anhalt plant einen umfassenden Ausbau der Polizei und stellt 101 neue Polizeianwärter ein, die ihre Ausbildung an der Fachhochschule Polizei in Aschersleben beginnen. Unter diesen Anwärtern befinden sich 30 Frauen und 71 Männer, die aus sechs verschiedenen Bundesländern stammen. Die Initiative zielt darauf ab, die Gesamtzahl der Vollzugsbeamten auf 7.000 zu erhöhen, wobei das Innenministerium an seiner Mindestzielzahl festhält. Im Jahr 2023 sind bis zu 450 neue Anwärter vorgesehen, und die Bewerberzahlen sind trotz leichter Rückgänge stabil geblieben. So gab es für die Frühjahrseinstellungen 2023 828 Bewerber, während 2024 sogar 863 Interessierte gezählt wurden. Die meisten neuen Anwärter starten jedoch traditionell im Herbst, während die aktuelle Zahl der Vollzugsbeamten zum 1. Januar 2025 bei rund 6.400 liegt, ein Anstieg verglichen mit der tiefsten Zahl von 5.822, die im Jahr 2019 erreicht wurde.

Die zukünftigen Polizeianwärter stehen vor neuen Anforderungen. Das Innenministerium hat bekannt gegeben, dass erstmals eine Regelanfrage beim Verfassungsschutz vorgenommen wird, um die Verfassungstreue der Bewerber zu überprüfen. Innenministerin Dr. Tamara Zieschang betont die Bedeutung dieser Maßnahme und erklärt, dass die Regelanfrage eine Ergänzung zum bestehenden Auswahlverfahren darstellt. Die Bewerber müssen ein Führungszeugnis sowie eine Erklärung zu laufenden Ermittlungsverfahren vorlegen. Zudem sollen sie sich einem standardisierten Persönlichkeitstest und einer umfassenden Auskunft aus dem Bundeszentralregister unterziehen.

Herausforderungen in der Polizeiausbildung

Die Veränderungen in der Einstellungsphase folgen einem klaren Ziel, bis Ende der Legislaturperiode 7.000 Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte einzustellen. Die geplanten Einstellungszahlen wurden in den letzten Jahren kontinuierlich auf ein Minimum von 500 pro Jahr ab dem Jahr 2024 angehoben. Frank Knöppler, ehemaliger Rektor der Fachhochschule, hat die Abbrecherquote bei der Polizei thematisiert und betont, dass eine umfassende fachliche Bildung und körperliche Fitness für angehende Polizisten unerlässlich sind. Anspruchsvolle Prüfungen sollen sicherstellen, dass nur geeignete Bewerber eingestellt werden.

Allerdings nennt das Innenministerium mehrere Gründe für die vorzeitige Beendigung von Ausbildungen. Dazu zählen das Nichtbestehen von Prüfungen, fehlende Führerscheine und strafrechtliche Probleme wie Drogen- oder Körperverletzungsdelikte. Knöppler hat auch die Notwendigkeit einer gezielteren Ausbildung hervorgehoben, um die Anwärter besser auf spezifische Aufgaben innerhalb der Polizei vorzubereiten. Vorfälle in der Vergangenheit zeigen, dass anhaltende Werbung auf sozialen Medien möglicherweise unangemessene Kandidaten anzieht.

Optimierung der Polizeiausbildung

Anforderungen an die Polizeiausbildung werden also immer komplexer. Es fanden seit 2009 Investitionen von fast 30 Millionen Euro in die Infrastruktur der Fachhochschule Polizei statt. Trotz dieser Fortschritte sieht Knöppler die Notwendigkeit, individuelle Bedürfnisse der Anwärter zu berücksichtigen und die Ausbildung attraktiver zu gestalten. Der Bund Deutscher Kriminalpolizisten kritisiert zudem die bestehenden Personallücken bei der Kriminalpolizei in Sachsen-Anhalt, was die Dringlichkeit einer Optimierung der Ausbildung und der Personalrekrutierung unterstreicht.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die Herausforderungen im Bereich der Polizeiausbildung zu bewältigen und sicherzustellen, dass das Land die erforderliche Anzahl an qualifizierten Polizeivollzugsbeamten bereitstellen kann.