Saalekreis

Bevölkerungsrätsel im Saalekreis: Falsche Zahlen oder falsches Zählverfahren?

Merseburg/MZ. – 182.000 oder 188.000? 33.300 oder 35.100? Wie viele Einwohner hat der Saalekreis und die Stadt Merseburg tatsächlich? Diese Frage drängt sich auf, seit das Statistische Bundes- und Landesamt kürzlich seine offiziellen Zahlen basierend auf dem Zensus von 2022 veröffentlicht hat. Die ausgewiesene Bevölkerungsgröße im Saalekreis liegt durchweg unter den Zahlen in den Melderegistern der Kommunen. Kreisweit ergibt sich ein Unterschied von 6.286 Personen, was einem Rückgang von 3,3 Prozent entspricht. Für Merseburg beträgt die Differenz sogar 5,2 Prozent. Die Zensusdaten weisen 1.825 Einwohner weniger aus als die Stadt – aber ist das gerechtfertigt?

Ulrike Findeisen, Leiterin des Bürger- und Ordnungsamtes in Merseburg, erklärt, dass das Melderegister nie zu 100 Prozent korrekt ist, da sich Menschen ständig ummelden. „Aber wir sind überzeugt von der Korrektheit unserer Daten.“ Wie genau die Statistikämter ihre offiziellen Daten aus den stichprobenartigen Befragungen von etwa zwölf Prozent der Haushalte berechnet haben, ist für sie jedoch nicht transparent.

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Die Bedeutung der Einwohnerzahl

Die Frage nach der Bevölkerungszahl in einer Gemeinde ist von finanzieller Bedeutung. Denn die Einwohnerzahl ist mehr als nur eine statistische Größe für eine Wikipedia-Seite. Sie ist entscheidend für die Verteilung von Mitteln vom Land. Aktuell erhält die Stadt pro Einwohner etwa 500 Euro Finanzmittel pro Jahr, so Findeisen. Daher könnten 1.800 Einwohner Unterschied fast 900.000 Euro ausmachen.

Laut den Zensusdaten rutscht Querfurt mit 10.118 Einwohnern knapp an die kritische Marke von 10.000. Unter dieser Grenze verringert sich nicht nur die Vergütung für den Bürgermeister, sondern auch die Anzahl der Mitglieder im Stadtrat würde auf 20 sinken.

Einfluss der Ausländer auf die Unterschiede?

Christian Stößel, Demografiebeauftragter des Saalekreises, hat in den letzten Jahren ein eigenes Monitoring entwickelt, für das die Kommunen ihre Daten quartalsweise melden. Dieses System wird mittlerweile von einigen Kreisen in Sachsen und Sachsen-Anhalt übernommen. Auch Stößel ist von den Zensusdaten überrascht, da die Statistikämter auf die gleichen Meldedaten zurückgreifen, die auch dem Kreis vorliegen. „Die Unterschiede entstehen wahrscheinlich durch statistische Bereinigungen, die das Statistische Bundesamt vornimmt“, sagt er mit Blick auf die Erklärungen der Behörde.

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