Matthias Helferich, ein Bundestagsabgeordneter der AfD, hat in jüngster Zeit betont, dass er einem „linken Kulturkampf“ mit einer „rechten Kulturpolitik“ entgegenwirken möchte. Sein Ziel besteht darin, in der Kultur einen positiven Bezug zu Nation und Volk zu schaffen. Helferich sieht Kultur eng verknüpft mit nationaler Identität und versucht, allgemein als abstrakt wahrgenommene Konzepte zu hinterfragen. Ein Beispiel für seine Auffassung von „rechter Kultur“ sind Formen wie das „Volkstheater“ und ansprechende Architektur.

Im Oktober 2024 brachte die AfD-Fraktion Sachsen-Anhalt einen Antrag ein, der das Bauhaus als „Irrweg der Moderne“ bezeichnete. Der Antrag forderte eine „kritische Auseinandersetzung“ mit diesem bedeutenden Architekturstil und stellte dessen Ästhetik als „hässlich“ dar. Dies führt zu einer Diskussion über die Parallelen in der Rhetorik der AfD zu den ideologischen Angriffen und der Schließung des Bauhauses durch die Nationalsozialisten im Jahr 1932. Vertreter wie Peter Laudenbach, ein Journalist und Theaterkritiker, sowie Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, der Minister für Kultur in Thüringen, beschäftigen sich im Rahmen von Veranstaltungen mit diesen Angriffen.

Identitätspolitik und kulturelle Hegemonie

Helferich und andere AfD-Mitglieder glauben, dass die Vergangenheit eine authentischere Form der deutschen Kultur bietet. Ihre Sichtweise impliziert, dass Kulturpolitik sich auf nationale Identitäten stützen sollte, während moderne und internationale Einflüsse abgewährt werden. Diese Haltung wird als Regression wahrgenommen, besonders im Kontext der Gesellschaft, die von den Idealen der 68er-Bewegung geprägt wurde. Diese Bewegung hat Pluralität und Moderne in das gesellschaftliche Denken eingebracht, was eine Rückkehr zu traditioneller Ästhetik als Problem betrachtet.

In der gegenwärtigen kulturellen Landschaft dominieren postmaterielle, expeditive, performerische und neo-ökologische Milieus, die Themen wie Identitätspolitik und Klimakrise in den Vordergrund stellen. Die AfD hingegen versucht, auf Milieus zuzugreifen, deren kulturelle Fragen als nachrangig gelten, darunter vor allem prekäre und nostalgisch-bürgerliche Schichten. Diese Strategien könnten die Möglichkeiten der AfD einschränken, in der kulturellen Hegemonie effektiv zu agieren.

Kontext und Kulturelle Strömungen

Die Dimes Square-Bewegung aus New York könnte der AfD als Beispiel dienen, wie zeitgenössische Formen genutzt werden können, ohne die Moderne gänzlich abzulehnen. Diese Bewegung, die sich durch Ironie und eine Abgrenzung vom Mainstream äußert, wird unter anderem von Tech-Milliardär Peter Thiel unterstützt. Sie vermischt traditionelle Annahmen mit postmodernen Elementen und könnte auf die Sehnsüchte und Bedürfnisse einer bestimmten Wählerschaft eingehen.

Es bleibt offen, ob eine Kulturpolitik, die sich gegen die Moderne richtet, tatsächlich neue Werte schaffen kann oder ob sie in nostalgischen Narrativen der Vergangenheit gefangen bleibt. In der aktuellen Diskussion um die Rolle der AfD in der deutschen Kulturpolitik wird auch die Abgrenzung zwischen alten und neuen Rechten deutlich. Während die alte Rechte an rassistischen und überlegenen Idealen festhält, versuchen neue rechte Akteure, sich als verfassungstreu darzustellen und populistische Ansätze zu fördern.

Die Abgrenzung zwischen den verschiedenen Strömungen innerhalb der Rechten erfordert eine weitere Auseinandersetzung mit den möglichen Folgen für die deutsche Kulturpolitik, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen parlamentarischen Teilnahme der AfD. Ihr akademischer Hintergrund und ihre politischen Ambitionen unterscheiden sich deutlich von den alten, oft weniger gebildeten rechten Gruppierungen wie der NPD.

In diesem Kontext wird die gegenwärtige politische Debatte nicht nur durch die interne Differenzierung, sondern auch durch die Zusammenarbeit verschiedener rechter Organisationen in Europa beeinflusst. Dies zeigt sich nicht zuletzt in Kampagnen, die darauf abzielen, das Bewusstsein für ethnokulturelle Identitäten zu stärken und Patriotismus mit der Forderung nach Meinungsfreiheit zu verbinden.

Die Entwicklungen rund um die Kulturpolitik der AfD und die damit verbundenen Diskussionen über künstlerische Identität und den Erhalt kultureller Werte werden weiterhin interessant zu beobachten sein, insbesondere hinsichtlich der möglichen Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft im gesamten.

Für weitere Informationen zu den kulturellen Strömungen und der rechten Kulturpolitik können die Artikel auf Freilich Magazin, Bauhaus und Kulturrat konsultiert werden.