Der Attentäter Taleb al-Abdulmohsen hat am Magdeburger Weihnachtsmarkt fünf Menschen getötet und 235 weitere teils schwer verletzt. Diese Tragödie wirft erhebliches Licht auf das Versagen der Sicherheitsbehörden, die seit 2013 über 80 Vorgänge in Bezug auf Abdulmohsen verzeichnet hatten, in denen er sowohl als Täter als auch als Anzeigen-Erstatter auftrat. Besonders alarmierend sind sechs Hinweise ausländischer Sicherheitsdienste, die sich auf seine Drohungen im Internet bezogen.
Die Ermittlungen zeigen, dass Abdulmohsen bereits 2013 eine Drohung an die Ärztekammer äußerte, in der er einen Anschlag ähnlich den Ereignissen in Boston ankündigte. Eine anschließende Hausdurchsuchung brachte jedoch keine nennenswerten Ergebnisse. Außerdem drohte er der Generalstaatsanwaltschaft im August 2015 mit einem Anschlag, den er philosophisch zu begründen versuchte.
Behördenversagen und mangelnde Vernetzung
Die Reaktionen auf das Behördenversagen sind durchweg kritisch. Der Verfassungsexperte Volker Boehme-Neßler äußerte seine Fassungslosigkeit über die schleppende Aufklärung im Innenausschuss und vermutet eine Vertuschung. Terrorismus-Experte Peter R. Neumann nannte drei zentrale Gründe für das Versagen der Sicherheitsbehörden. Erstens mangele es an einer Verknüpfung der zuständigen Behörden, es fehle an einer zentralen Stelle für die Hinweise. Zweitens herrsche eine Kultur des Durchreichens, in der Verantwortung nicht übernommen werde. Drittens passe Abdulmohsen nicht in die üblichen Gefährderkategorien wie Islamist oder Extremist, was nicht als Entschuldigung gewertet werden könne.
Zusätzlich wird berichtet, dass Abdulmohsen 2006 regulär nach Deutschland einreiste, um eine Facharztausbildung zu beginnen, und 2016 einen Asylantrag stellte, in dem er angab, sich vom Islam abgewandt zu haben. Bereits im September 2013 wurde er vom Amtsgericht Rostock wegen „Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten“ zu einer Geldstrafe verurteilt. Kurz vor dem Anschlag sollte er wegen „Missbrauch von Notrufen“ vor Gericht erscheinen, nachdem er auf einer Polizeiwache in Berlin den Feuerwehrnotruf ohne ersichtlichen Grund angerufen hatte.
Darüber hinaus äußerte Abdulmohsen in sozialen Medien Drohungen gegen Deutschland und machte der Bundesrepublik Vorwürfe über eine vermeintliche Islamisierung Europas. Sympathiebekundungen für die AfD wurden ebenfalls gemeldet, jedoch stellte die Partei klar, dass kein Mitgliedsantrag von Abdulmohsen vorlag. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete ihn als islamfeindlich und ergänzte, dass er offensichtlich islamophob war.
Es kursieren verschiedene Informationen über Abdulmohsen, die darauf hindeuten, dass er aus Saudi-Arabien geflohen sei, nachdem ihm Vergewaltigung und andere schwere Vergehen vorgeworfen wurden. In Deutschland gab er sich als Dissident aus und soll neben seiner medizinischen Tätigkeit auch in den Menschenschmuggel involviert gewesen sein.