Die Wiederbelebung von Videotheken unter der Generation Z zeigt eine interessante Wende in der Mediennutzung junger Menschen. Diese Altersgruppe, die mit Smartphones und Streamingdiensten aufgewachsen ist, entdeckt zunehmend das Stöbern in klassischen Videotheken als eine neue, nostalgische Erfahrung. In der Videothek „Format Filmkunstverleih“ in Halle (Saale) sind besonders viele junge Besucher anzutreffen, die sich für cineastische Raritäten und klassische Filme interessieren. Besonders im digitalen Zeitalter, geprägt von einem Überangebot an Streaming-Inhalten, bietet die Analogie zu einem À-la-carte-Restaurant eine reizvolle Abwechslung.
Lena Hütter, eine 26-jährige Besucherin der Videothek, beschreibt ihre Entdeckung als Wendepunkt in ihrer Mediennutzung. Sie hat sich mittlerweile dem Verein angeschlossen, der die Videothek betreibt. Hütter empfindet Streamingdienste oft als überwältigend und schätzt die Möglichkeit, in einer Videothek gezielt Filme auswählen zu können. Diese Rückkehr zu analogen Medien wird unter Experten als Antwort auf die Schnelllebigkeit der modernen Welt gedeutet. Medienwandel-Experte Manuel Menke betont, dass die Zeit, die für die Filmsuche in Videotheken aufgebracht wird, oft eine wichtige Rolle spielt, die in der schnellen digitalen Welt gerne vergessen wird.
Nostalgie und Medienkritik
Historiker Tobias Becker sieht in der Wiederentdeckung von Videotheken nicht nur einen nostalgischen Trend, sondern auch eine tiefergehende Kritik an der gegenwärtigen digitalen Kultur. Die zunehmende Fokussierung auf Nostalgie könnte in Krisenzeiten als stabilisierendes Element wahrgenommen werden. Diese Tendenz zur Nostalgie zeigt sich auch in der Attraktivität der haptischen Erlebnisse, die analoge Medien wie VHS-Kassetten und DVDs bieten. Menke weist darauf hin, dass diese Materialität besonders ansprechend für junge Menschen ist.
Die Rückkehr zu Videotheken wird als eine Art Protest gegen die digitale Hektik verstanden. Doch Nostalgie ist ein komplexes Phänomen, das selektiv wahrgenommen und sogar politisch instrumentalisiert werden kann, um in unsicheren Zeiten ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. In Anbetracht der Art und Weise, wie Medien heutzutage Informationen filtern und präsentieren, könnten Videotheken auch als alternative Informationsquelle auftreten. Diese Betrachtungsweise wird durch den Einfluss und die Entscheidungen von Pressehäusern und Verlagen verstärkt, die oft nicht neutral berichten und sich stark an den Interessen ihres Publikums orientieren, wie studyflix.de erklärt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Rückkehr zu Videotheken und der Gefallen an physischen Medien in der Generation Z sowohl eine Reaktion auf moderne Herausforderungen darstellt als auch ein sich veränderndes Medienbewusstsein widerspiegelt. Das Stöbern in den Regalen analoger Medien könnte somit nicht nur ein Freizeitvergnügen sein, sondern auch ein bewusster Schritt gegen die digitale Überflutung.