Die Kehrtwende in Laucha: vom Flugverbot zur Fliegerstadt

Der Bau der Mauer brachte eine Kehrtwende für den Luftsport in Laucha. Segelflugzeuge wurden plötzlich als potenzielle Fluchtfahrzeuge angesehen, was zur Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit führte. Personen, die Flieger werden wollten, mussten Fragebögen ausfüllen, und wer Verbindungen in die Bundesrepublik Deutschland hatte, wurde vom Flugsport ausgeschlossen. Diese restriktiven Maßnahmen führten schließlich dazu, dass 1976 der Flugbetrieb endgültig eingestellt wurde, und der Flugplatz zu einer Fahrschule für Militärfahrzeuge umfunktioniert wurde.

Trotz des Verbots gab es heimliche Flugversuche im Unstruttal, wie der Fall von Thilo Schwarz zeigt. Als begeisterter Drachenflieger baute er eigenständig ein Fluggerät und geriet dadurch ins Visier der Staatssicherheit. Seine Leidenschaft für den Drachenflug führte zu seiner vorübergehenden Verhaftung und Verhör durch die Stasi, die ihn fälschlich verdächtigte, die Fluggeräte für Fluchtversuche nutzen zu wollen.

Erst nach dem Fall der Mauer im Jahr 1990 wurde das Flugverbot für Hängegleiter und Gleitschirme aufgehoben, was es Enthusiasten wie Thilo Schwarz ermöglichte, ihrer Leidenschaft nachzugehen. In Laucha fand ein feierliches Anfliegen statt, bei dem Tausende von Zuschauern die Vielfalt der Luftfahrzeuge bestaunten. Dies markierte den Neuanfang für die Fliegerei in der Region und die Rückkehr zur Freiheit des Luftsports.

Mit einer Fliegereigeschichte von rund 100 Jahren bietet Laucha heute ideale Bedingungen für verschiedene Luftsportarten, darunter Segelflug, Ultraleichtflug, Modellflug, Hängegleiten, Gleitschirmfliegen und Motorflug. Sogar das örtliche Gymnasium ermöglicht Schülern das Segelfliegen. Der autoritäre Geist, der einst die Fliegerei bestimmte, gehört der Vergangenheit an, und die neue Generation trägt die Begeisterung für den Luftsport in die Zukunft.