Am 12. Januar 2025 stehen die Kroaten an den Wahllokalen, um in einer Stichwahl den nächsten Präsidenten des Landes zu bestimmen. Der amtierende Präsident Zoran Milanovic von den Sozialdemokraten tritt gegen den Herausforderer Dragan Primorac, der von der nationalkonservativen Regierungspartei HDZ unterstützt wird, an. Milanovic, der als populärster Politiker Kroatiens gilt, hat sich in der Vergangenheit oft kritisch gegenüber Brüssel geäußert und die Unterstützung der Ukraine in Zweifel gezogen. Bei der ersten Wahlrunde, die am 29. Dezember 2024 stattfand, erhielt Milanovic 49,2% der Stimmen, während Primorac lediglich auf 19,4% kam.

Der Wahlkampf war von scharfen verbalen Auseinandersetzungen geprägt. In einem TV-Duell beschimpfte Milanovic Primorac als „totalen Analphabeten“, während Primorac in seinem Versuch, sich als vernünftiger Kandidat zu präsentieren, Milanovic vorwarf, das Land zu spalten. Interessanterweise wird Primorac trotz seiner beeindruckenden Biografie als Mediziner, Professor in mehreren Ländern, als Günstling des Machtsystems der HDZ wahrgenommen, was ihm in der Wählerschaft nicht unbedingt Erfolge sichert.

Ein umstrittener Wahlkampf

Der Wahlkampf wird stark beeinflusst von verschiedenen politischen Spannungen. Milanovic ist bekannt für seine provokante Medienstrategie und seine oft undiplomatischen Äußerungen, die sich nicht nur gegen die konservative HDZ-Regierung, sondern auch gegen andere internationale Ereignisse richten. Bei Umfragen vor der Stichwahl sieht es so aus, als ob Milanovic mit 50,7% der Stimmen rechnen kann.

In Kroatien leidet die Bevölkerung unter hohen Lebenshaltungskosten, Korruption und einem Mangel an Arbeitsplätzen, was die Wahl entscheiden könnte. Jüngere Wähler stehen im besonderen Fokus, da sie oft mit dem Thema bezahlbarer Wohnraum konfrontiert sind. Primorac versucht daher, seine politischen Ansichten mit patriotischen Werten und der Unterstützung für Familien in Einklang zu bringen.

Kritik und politische Ansichten

Die gegenseitigen Angriffe zwischen Milanovic und Primorac sind nicht nur Ausdruck des Wahlkampfs, sondern spiegeln auch tiefere gesellschaftliche Spaltungen wider. Regierungschef Andrej Plenkovic warf Milanovic pro-russische Tendenzen vor, während Milanovic den HDZ-Politikern systemische Korruption vorwirft. Diese Angriffe zeigen, dass die Präsidentenwahl nicht nur um die Führungsrolle geht, sondern auch eine Auseinandersetzung über die Grundwerte in Kroatien widerspiegelt.

Jetzt steht Milanovic vor der Möglichkeit, für weitere fünf Jahre im Amt zu bleiben. Die Fragen von Korruption, Stabilität und nationaler Identität sind zentrale Themen, die diese Wahl prägen. Ein Sieg für Milanovic könnte die politische Landschaft stark beeinflussen und den Weg für zukünftige Wahlkämpfe ebnen.