Im ländlichen Teil des Landkreises Frederick County im Bundesstaat Maryland findet sich ein starkes Anhängerlager für Donald Trump, der bei der Präsidentschaftswahl 2020 nahezu jeden Stimmbezirk in diesem ländlichen Gebiet gewann. Gleichzeitig sicherte sich der Demokrat Joe Biden die urbaneren Bezirke und somit letztendlich den Landkreis und den Bundesstaat Maryland insgesamt. Diese gespaltene Wahl zeigt exemplarisch die wachsende Kluft zwischen Stadt und Land in den USA, die bei der letzten Wahl eine entscheidende Rolle spielte und auch künftig von Bedeutung sein könnte.
Der Erfolg Trumps im ländlichen Raum lässt sich nicht allein mit seinen konservativen Standpunkten zu Religion, Abtreibung und dem Waffenrecht erklären. Studien zufolge liegt hier vielmehr eine tiefsitzende Verbitterung, das sogenannte Phänomen des „rural resentment“, zugrunde. Viele weiße Amerikaner auf dem Land fühlen sich ökonomisch und kulturell vernachlässigt und nicht ernst genommen. Trump schürt diese Verbitterung geschickt, indem er seinen Anhängern das Gefühl gibt, endlich gehört zu werden, ohne jedoch konkrete Lösungsvorschläge zu präsentieren.
Trotz eines wachsenden Bevölkerungszuwachses und positiver wirtschaftlicher Entwicklungen in Regionen wie Frederick County macht sich Unzufriedenheit breit. Die Menschen spüren die Auswirkungen hoher Lebenshaltungskosten, während sie das Gefühl haben, nicht angemessen in politische Entscheidungen einbezogen zu werden. Diese Unzufriedenheit und die wachsende Distanz zur Politik sind Phänomene, die nicht nur auf dem Land, sondern landesweit zu beobachten sind. Es besteht die Sorge, dass die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für kommende Generationen schwindet.
In dieser angespannten Situation haben die Demokraten laut Michael Sozan vom American Progress Action Fund Schwierigkeiten, mit einer passenden Botschaft zu punkten und dem rhetorisch begabten Trump etwas entgegenzusetzen. Die Fähigkeit, Geschichten zu erzählen und die Menschen einzubeziehen, wird als Schlüssel zur Bewältigung der Unzufriedenheit und zur Stärkung der Demokratie betrachtet. Bis zur nächsten Wahl im November wird erwartet, dass Biden und Trump erneut ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, wobei Unzufriedenheit trotz wirtschaftlicher Erfolge Bidens eine Herausforderung darstellt. In diesem Spannungsfeld zeigt sich deutlich, dass der Erfolg Trumps auf dem Land nicht nur auf politischen Standpunkten beruht, sondern auch auf der Fähigkeit, die tief sitzende Verbitterung und Entfremdung vieler Amerikaner anzusprechen und möglicherweise zu instrumentalisieren.
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