Russland greift im Ukraine-Krieg erneut auf die umstrittene „Kamikaze-Kamel“-Taktik zurück, die von der ehemaligen Wagner-Gruppe unter Jewgeni Prigoschin etabliert wurde. Diese Taktik, die zwischen August 2022 und Mai 2023 zum Einsatz kam, beinhaltet, dass Soldaten ohne schwere Bewaffnung Ausrüstung, wie Munition oder Minen, an die Front bringen. Sie sind nur leicht geschützt und laufen somit ein hohes Risiko, von Scharfschützen oder anderen Kämpfen getroffen zu werden. Die aktuelle Kriegsphase ist von einem erhöhten Einsatz unbemannter und fernsteuerbarer Fahrzeuge für den Materialtransport geprägt. Dies berichtet Merkur.

In jüngster Zeit veröffentlichte die 28. Mechanisierte Brigade der Ukraine Drohnenaufnahmen, die einen russischen „Kamel“-Läufer in der Region Torezk zeigen. Der Soldat wurde in der Nähe eines zerstörten Gebäudes entdeckt und eliminiert. Die Ukraine bleibt wachsam und hat angekündigt, weitere „Kamel-Läufer“ zu stoppen, um den Materialnachschub der russischen Truppen zu unterbinden.

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Das Vermächtnis von Jewgeni Prigoschin

Der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, starb vor einem Jahr bei einem Flugzeugabsturz. Sein Tod führte zur offiziellen Auflösung der Wagner-Gruppe, die zuvor etliche Kämpfer in der Ukraine einsetzte. Schätzungen zufolge waren rund 50.000 Wagner-Söldner im Einsatz, viele davon rekrutiert aus russischen Gefängnissen gegen Straffreiheit. Nach seinem Tod plant der Kreml, die Ressourcen der ehemaligen Wagner-Gruppe weiterhin als geopolitisches Werkzeug zu nutzen. Russische Streitkräfte zeigen jedoch eine ablehnende Haltung gegenüber der Integration ehemaliger Wagner-Söldner, da eine erhebliche Anzahl von ihnen entlassene Kriminelle ist, die sich jedoch nach wie vor in Afrika engagieren, insbesondere in Ländern wie Mali, Burkina Faso und Libyen. ZDF berichtet über diese Entwicklungen.

Die Wagner-Gruppe wurde während des Ukraine-Kriegs als „Kanonenfutter“ eingesetzt und spielte eine wesentliche Rolle im Kampf um Bachmut. Trotz Prigoschins Tod gibt es weiterhin zahlreiche Spekulationen über die Umstände seines Todes und deren politische Implikationen. Sein Ableben bot Wladimir Putin die Chance, die Kontrolle über die Söldner-Truppe zurückzugewinnen, während die Wagner-Kämpfer als Schattenarmee fungieren, die strategische Interessen Russlands in Afrika absichert, einschließlich des Zugangs zu Rohstoffen. Analysten verweisen darauf, dass der Einfluss der Wagner-Gruppe in Afrika noch zunehmen wird.

Der Ukraine-Konflikt im internationalen Kontext

Der Ukraine-Konflikt hat nicht nur für Russland, sondern auch für die westlichen Länder tiefgreifende geopolitische Konsequenzen. Vor dem Krieg wurde die Widerstandsfähigkeit der Ukraine von NATO und EU unterschätzt. Die Annahme, dass die Ukraine schnell kapitulieren würde, erwies sich als falsch. Am Tag des russischen Überfalls bekräftigte Robert Habeck, dass Deutschland keine Waffen liefern werde, was jedoch schnell umgeschwenkt wurde, als sich der ukrainische Widerstand als unerwartet stark erwies. Der öffentliche Druck auf westliche Regierungen stieg an, und militärische Unterstützung wurde nach und nach gewährt, auch wenn sie begrenzt bleibt, um Sicherheitsrisiken zu minimieren. Wie die Bundeszentrale für politische Bildung erläutert, bleibt die Lieferung von Kampfjets aus, und die NATO zeigt sich in ihren Reaktionen auf mögliche russische Aggressionen zögerlich.

Die Konfliktdynamik könnte in mehrere Szenarien münden, darunter einen militärischen Sieg für Russland, einen Erschöpfungsfrieden oder sogar einen Regimezerfall in Russland selbst. In jedem Fall ist klar, dass der Ukraine-Krieg weitreichende und langfristige Auswirkungen auf die geopolitische Landschaft hat und ein Ende noch lange nicht in Sicht scheint.

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