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Rückgang der Ausbildungsstellensuche im Handwerk: Zweibrücken im Fokus

Der Artikel beleuchtet den besorgniserregenden Azubi-Mangel im Handwerk in Zweibrücken, wo seit Jahren die Bewerberzahlen zurückgehen und für das kommende Ausbildungsjahr nur 192 Stellen auf 187 Bewerber treffen, was auf eine dringende Notwendigkeit von neuen Strategien zur Bekämpfung des Fachkräftemangels hinweist.

In jüngster Zeit wird die Herausforderung, Ausbildungsplätze im Handwerk zu besetzen, immer akutere. Die Bewerberzahlen sinken kontinuierlich, während die Nachfrage nach Lehrlingen ungebrochen hoch bleibt. Dies gilt nicht nur für Deutschland insgesamt, sondern auch für die Region Zweibrücken. Bei einer Umfrage der Agentur für Arbeit und der Handwerkskammer der Pfalz wurde klar: Es gibt einen signifikanten Mangel an geeigneten Bewerbern.

Ellen Thum, Pressestellenleiterin der Handwerkskammer der Pfalz, lieferte aktuelle Zahlen: Im Jahr 2023 waren nur 5419 Auszubildende im pfälzischen Handwerk registriert – verglichen mit 6012 im Jahr 2020. Dies unterstreicht die Dringlichkeit der Situation, da dennoch viele Betriebe bereit sind, mehr Lehrlinge auszubilden.

Die Situation vor Ort

Laut Nadja Schäfer-Wagner, stellvertretende Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens, gibt es in der Umgebung von Zweibrücken zum bevorstehenden Ausbildungsjahr 192 gemeldete Ausbildungsstellen. Dem gegenüber stehen jedoch nur 187 Bewerberinnen und Bewerber. Dies verdeutlicht, dass die Mehrheit der Stellen nicht ausreichend gedeckt wird. Insbesondere besteht oft eine Diskrepanz zwischen den angebotenen Ausbildungsplätzen und den Interessen der Bewerber.

Zusätzlich zu diesen Zahlen berichteten mehrere Zweibrücker Handwerksbetriebe, dass sie kaum die Dienste der Agentur für Arbeit oder der Handwerkskammer in Anspruch genommen haben. „Wir verlassen uns auf Mund-zu-Mund-Propaganda“, teilte Birgit Mak von Xaver Mak Metalltechnik mit. Diese Strategie scheint in vielen Fällen für die Betriebe zu funktionieren, zeigt jedoch auch die begrenzte Reichweite lokaler Rekrutierungsanstrengungen.

Ein weiteres Beispiel ist das Autohaus Stoltmann, wo die Bewerbersuche über das Internet erfolgte. Jedoch ist dies die Ausnahme in einem Sektor, in dem viele Betriebe mit klassischen Rekrutierungsmethoden arbeiten. Bettina Knauber von der Bäckerei Knauber berichtete über eine niedrige Nachfrage: „Aktuell haben wir keine Azubis mehr, gleich ob im Konditor- oder Bäckerhandwerk oder im Verkauf.“

Änderung der Erwartungen

Eine interessante Beobachtung ist die Veränderung der Erwartungen und Prioritäten seitens der Bewerber. Gitta Schlicher vom Friseursalon Schlicher stellte fest, dass immer mehr junge Menschen Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance legen. Diese Ansprüche scheinen für viele Bewerber von zentraler Bedeutung zu sein. Peter Weißler von der Agentur für Arbeit merkte an, dass die sogenannte Generation Z häufig andere Vorstellungen von einer Berufsausbildung hat. Viele Schulabgänger streben mittlerweile ein Studium an oder haben bereits in anderen Bereichen gearbeitet, bevor sie eine klassische Lehre in Betracht ziehen.

Die Beliebtheit bestimmter Ausbildungsberufe hat sich ebenfalls verändert. Berufe wie Bäcker oder Friseur sind heutzutage nicht mehr die ersten Wahl für viele junge Menschen. Selbst bei den gefragten Berufen wie Kfz-Mechatronikern oder Elektronikern sind die Zahlen rückläufig. Auch André Spanier, Juniorchef bei Herbert Spanier & Söhne Bedachungen, sieht den Fachkräftemangel als großes Problem: „Die Leute ziehen oft die Industrie vor.“

Trotz allem gibt es positive Stimmen. Einige Betriebe haben innovative Ansätze verfolgt, um effektiver neue Talente zu gewinnen. So hat die Firma Theisinger ihre Stände auf Messen aktiv zur Rekrutierung genutzt, was zu einer erhöhten Anzahl an Bewerbungen führte. Solche ergänzenden Suchmethoden scheinen in der gegenwärtigen Lage immer wichtiger zu werden, und insbesondere die Nutzung sozialer Medien könnte auch für kleinere Handwerksbetriebe eine wertvolle Ressource sein.

Die Situation im Handwerk bleibt also angespannt, und die Unternehmen sind gefordert, sich an die verändernden Bedürfnisse und Erwartungen der Bewerber anzupassen. Eine Stärkung der Rekrutierungsstrategie und das Ausloten neuer Plattformen könnten dabei helfen, die Ausbildungsplätze nachhaltig zu besetzen.

In den letzten Jahren hat sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt deutlich gewandelt. Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften im handwerklichen Bereich bleibt zwar bestehen, doch parallel sinkt das Interesse junger Menschen an handwerklichen Berufen. Diese Schere dürfte Folgen haben, die über die unmittelbare Besetzung der Ausbildungsplätze hinausgehen. Viele Betriebe sehen sich gezwungen, sich intensiver mit der Ausbildung ausländischer Fachkräfte sowie der Unterstützung von Quereinsteigern zu beschäftigen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Ellen Thum von der Handwerkskammer der Pfalz weist darauf hin, dass die Zahl der Importe an jungen Fachkräften aus anderen Ländern gestiegen ist. Dies ist ein Ergebnis der Bemühungen, die Ausbildung im Handwerk attraktiver zu gestalten und gleichzeitig eine diversere Belegschaft zu gewinnen. Dies könnte langfristig zu einem Ausgleich der Personalknappheit führen, erfordert aber auch zusätzliche Anstrengungen in der Integration und Schulung dieser neuen Arbeiter.

Der Fachkräftemangel im Handwerk ist jedoch nicht allein auf die abnehmenden Bewerberzahlen zurückzuführen. Der demografische Wandel spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Viele Handwerker, die in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen, hinterlassen vakante Positionen, die nur schwer nachbesetzt werden können. Der Altersdurchschnitt in vielen handwerklichen Berufen bewegt sich mittlerweile über die 50 Jahre, was die Notwendigkeit unterstreicht, jüngere Generationen für einen handwerklichen Beruf zu interessieren.

Erwartungen neuer Bewerber

Ein weiterer Aspekt, den Betriebe zunehmend berücksichtigen müssen, sind die sich verändernden Erwartungen der jüngeren Generation an Arbeitsplätze. Die Generation Z legt großen Wert auf Work-Life-Balance, flexibles Arbeiten und persönliche Weiterentwicklung. Arbeitsbedingungen werden oft vor der Berufswahl evaluiert, und es ist wichtig, dass Unternehmen diese Faktoren in ihre Rekrutierungsstrategien einbeziehen. Ein Umdenken in der Unternehmenskultur könnte helfen, talentierte Nachwuchskräfte zu gewinnen und zu halten.

Des Weiteren wird eine stärkere Präsenz in sozialen Medien und digitalen Plattformen als notwendig erachtet, um die junge Generation zu erreichen. Werbung besonders auf Instagram und TikTok könnte eine Schlüsselrolle dabei spielen, potenzielle Bewerber zu informieren und zu motivieren, sich für handwerkliche Berufe zu entscheiden. Diese Plattformen bieten die Möglichkeit, das Handwerk in einem neuen, dynamischen und anschaulichen Licht zu präsentieren.

Fazit und Ausblick

Die Rückgang der Bewerberzahlen im Handwerk ist ein komplexes Phänomen, das verschiedene Facetten hat und nicht leicht zu lösen ist. Es erfordert einen integrativen Ansatz von Seiten der Handwerksbetriebe, der Politik, Bildungseinrichtungen und der Gesellschaft insgesamt, um die Herausforderungen angehen und die Attraktivität handwerklicher Berufe wieder steigern zu können. Dies schließt sowohl die Neuausrichtung von Ausbildungsprogrammen als auch das Angebot zusätzlicher Anreize und eine bewusste Ansprache der jungen Erwachsenen ein.

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