Im Jahr 2023 wurden in Deutschland insgesamt 2.854 postmortale Organspenden registriert. Dies bedeutet einen leichten Rückgang im Vergleich zu 2.877 Spenden im Jahr 2022. In Nordrhein-Westfalen, das im Bundesländervergleich die höchste Anzahl an Organspendern und durchgeführten Transplantationen verzeichnet, wurden 495 Organspenden gezählt. Dennoch bleibt die Anzahl gespendeter Organe in NRW hinter Norddeutschland und Bayern zurück, die in dieser Kategorie führend sind. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) bezeichnete die Zahlen als besorgniserregend und forderte verstärkte Anstrengungen zur Erhöhung der Organspenden.

Insgesamt 3.013 Organe wurden 2023 aus Deutschland und dem Eurotransplant-Verbund transplantiert, ein Anstieg im Vergleich zu 2.986 im Vorjahr. In Nordrhein-Westfalen gab es 690 Transplantationen, was nur einen minimalen Anstieg von zwei Transplantationen zu 2022 darstellt. Die Zahl der Organspender in Deutschland ist auf 953 gesunken, während sie in NRW stabil bei 168 blieb. Angesichts von 8.260 Menschen auf Wartelisten für Organspenden ist die Lage alarmierend.

Notwendigkeit von Aufklärung und politischer Reform

Der medizinische Vorstand der DSO, Axel Rahmel, hebt die Wichtigkeit hervor, dass jeder Bürger eine schriftliche Entscheidung zur Organspende trifft. Er bedauert, dass nur etwa jeder siebte potenzielle Organspender im letzten Jahr ein entsprechendes Dokument vorweisen konnte. Rahmel kritisierte zudem das politische Versäumnis, die Widerspruchslösung voranzutreiben, die es ermöglichen würde, dass jeder, der nicht widerspricht, automatisch als Organspender gilt.

Diese Form der Widerspruchslösung wird bereits in anderen europäischen Ländern erfolgreich umgesetzt. Ländervergleiche zeigen, dass Systeme, die entweder eine beschleunigte Zustimmung oder eine Widerspruchslösung anwenden, erheblich höhere Spendenraten aufweisen. Während Deutschland 9,3 Spender pro Million Einwohner verzeichnet, erreichen Länder wie Spanien 46,9 Spender pro Million. Diese Differenzen verdeutlichen, dass der Reformbedarf in Deutschland dringend ist, wie auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn betont.

Europäische Perspektiven zur Organspende

Auf europäischer Ebene hat die Kommission kürzlich einen Aktionsplan zur Förderung von Organspenden und -transplantationen verabschiedet. Diese Initiative umfasst die Entwicklung gemeinsamer Ziele unter den Mitgliedstaaten und soll zur Erhöhung der Organverfügbarkeit beitragen. Der Plan wird durch ein neues EU-Rechtsinstrument ergänzt, das die Qualität und Sicherheit von Organspenden sichern soll. Die Unterstützung für solche Initiativen zeigt, dass ein Handlungsbedarf auf EU-Ebene besteht, um die Transplantationssysteme effektiver und zugänglicher zu gestalten.

Die Entwicklung von politischen Maßnahmen zur Verbesserung der Organspendesysteme ist nicht nur eine nationale, sondern auch eine europäische Herausforderung, die gemeinschaftlich angegangen werden muss. Laut den Ergebnissen einer öffentlichen Anhörung gibt es eine breite Unterstützung für zukünftige Maßnahmen der EU, die der Problematik Rechnung tragen sollen.

Insgesamt zeigt sich, dass eine intensive Aufklärung der Bevölkerung und eine klare politische Richtung notwendig sind, um die Organspende in Deutschland zu fördern. Die unterschiedlichen Organspendesysteme in Europa verdeutlichen, dass eine Reform der deutschen Organspendepraxis unabdingbar ist, um den Bedürfnissen derer gerecht zu werden, die dringend auf eine Organtransplantation angewiesen sind.

Für weitere Informationen zu den Entwicklungen in der Organspende in Deutschland können Sie die Berichte von Dewezet, bpb und das Stellungnahmepapier der Europäischen Kommission lesen.