Der oberfränkische Porzellanhersteller Rosenthal sieht sich einer schweren Krise gegenüber, die zur Schließung des Produktionsstandorts Speichersdorf führt. Der Betrieb, der bis Ende 2026 in reduziertem Umfang weiterarbeiten wird, hat mittlerweile etwa 200 Beschäftigte betroffen. Die betroffenen Mitarbeiter bangen um ihre Arbeitsplätze, während die verbleibende Logistik am Standort erhalten bleibt. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Selb, wo Rosenthal plant, seine Produktion über einen einzigen Standort fortzuführen, um finanzielle Verluste zu minimieren.

Rosenthal hat aktuell etwa 600 Mitarbeitende in beiden Standorten und steht unter massivem wirtschaftlichem Druck. Wie infranken.de berichtet, sind die Ursachen für die Krise vielfältig: Gesunkene Konsumausgaben, Inflation und erhöhte Produktionskosten haben dem Unternehmen stark zu schaffen gemacht. Der Rosenthal-Chef Gianluca Colonna erklärte, dass Überkapazitäten, niedrige Erträge und hohe Arbeitskosten zur gegenwärtigen finanziellen Notlage beitragen. Zudem sorgte der Ukraine-Konflikt für zusätzliche Unsicherheiten und Herausforderungen auf dem Markt.

Stellenabbau und Reaktionen

Die Schließung des Standorts in Speichersdorf sorgt nicht nur bei den Mitarbeitenden für Besorgnis, sondern auch bei den Lokalpolitikern. Bürgermeister Christian Porsch äußerte sein Bedauern über den Verlust von Arbeitsplätzen und die damit verbundene Identitätskrise der Gemeinde, die ohne Rosenthal nicht so weit gewachsen wäre. Porsch berichtete, dass die Gemeinde Investitionshilfen und günstigen Industriestrom angeboten hatte, aber dennoch das Unternehmensschicksal nicht ändern konnte. Darüber hinaus verzichteten die Mitarbeiter in der Vergangenheit auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie auf die Hälfte aller Lohnerhöhungen, um die Standortsicherung zu unterstützen.

Die Ankündigung zur Schließung kam nach einer Reihe von Umstrukturierungen, die bereits im vergangenen Jahr begonnen hatten. Im Jahr 2022 wurden bereits 100 Stellen abgebaut und Ende November 2024 wurden weitere Einschnitte angekündigt. Der Bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bedauerte die Schließung und deutete auf die Notwendigkeit hin, Produktionsstandorte in Deutschland zu erhalten.

Die geschichtliche Dimension

Rosenthal, eine 145 Jahre alte Luxusmarke, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Gegründet im 19. Jahrhundert als Porzellanmalerei in Schloss Erkersreuth, entwickelte sich das Unternehmen zu einer der renommiertesten Porzellanfabriken in Deutschland. Im 20. Jahrhundert war es bekannt dafür, Künstler wie Andy Warhol und Salvador Dalí für Kollektionen zu gewinnen. Trotz dieser Tradition zeigt sich, dass das Unternehmen momentan in einer prekären Lage ist: „Die Nachfrage nach Porzellanprodukten stagniert, der Umsatz bleibt seit Jahren bei etwa 80 Millionen Euro“, so ein Bericht von capital.de.

Die anhaltende Schwierigkeit auf dem Markt zeigt sich auch in der Bewältigung von Online-Geschäften und dem wachsenden Wettbewerb durch günstigere Anbieter aus dem Ausland. Die exorbitanten Produktionskosten in Deutschland behindern das Unternehmen zusätzlich. Laut br.de ist Rosenthal gezwungen, seine Produktion auf einen einfacheren Standort zu verlagern und harte Einsparungen vorzunehmen. Die Zukunft des Unternehmens bleibt ungewiss, insbesondere ob die italienische Muttergesellschaft Arcturus Gruppe einen weiteren Sanierungsversuch unterstützen kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rosenthal an einem Wendepunkt steht. Mit der Schließung von Speichersdorf und dem Fokus auf den Standort Selb hofft das Unternehmen, durch Investitionen in neue Technologien und die Schaffung eines „Porzellan-Dorfs“ in Selb eine neue Ära einzuleiten. Doch die Herausforderungen, die die Branche und das Unternehmen im Allgemeinen betreffen, sind nach wie vor erheblich.