Am 17. Januar 2025 hat das Rheumazentrum Ruhrgebiet mit Prof. Dr. Uta Kiltz eine neue Professorin für Versorgungsforschung in der Rheumatologie an der Ruhr-Universität begrüßt. Kiltz, die auch Oberärztin im Rheumazentrum ist, hat ihren Schwerpunkt auf klinisch epidemiologischen Fragestellungen und Outcome Research gelegt. Ihr Ziel ist es, die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Patienten zu erforschen und patientenberichtete Endpunkte zu erheben. In ihrer Position möchte sie die Versorgungsforschung weiter vorantreiben, um die Behandlungsstandards zu überprüfen und zu verbessern.
Die Rheumatologie hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt, weg von der stark veralteten Ansicht, Rheuma sei lediglich eine „Alte-Leute-Krankheit“. Es sind mehrere hundert verschiedene Arten von Rheuma bekannt, die oft zu spät diagnostiziert werden, was zu einer Verschlechterung der Lebensqualität führt. Kiltz, die seit 2005 Teil des Rheumazentrums ist und die Studienambulanz sowie das lokale Patientenregister leitet, betont, dass trotz der bereits erzielten Fortschritte in der Rheumatologie noch bedeutender Verbesserungsbedarf in der Versorgungsqualität besteht.
Fokus auf Versorgungsforschung
Versorgungsforschung ist ein zentrales Anliegen von Kiltz und ihrer Fakultät, die dafür mehrere Professuren eingerichtet hat. Diese Forschung untersucht die gesundheitliche Versorgung unter Alltagsbedingungen und analysiert das Spektrum von Epidemiologie bis zu sozialen Rahmenbedingungen. Ein wichtiges Ziel ist es, personalisierte Therapiemöglichkeiten zu finden, insbesondere in der Behandlung von Gicht, die häufig nicht korrekt diagnostiziert wird. Kiltz plant, diese Problematik durch die Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Gicht“ aktiv anzugehen.
Zusätzlich wird die rheumatologische Versorgungsforschung durch zahlreiche Projekte unterstützt. Einrichtungen wie das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ) setzen auf einen vielfältigen Datenpool, welcher rheumatologische Krankheitsregister und Krankenkassendaten umfasst. Die Digitalisierung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Digitale Anwendungen verändern, wie Daten erfasst, überwacht und analysiert werden. Diese fortschrittlichen Ansätze können die Versorgungsverhältnisse erheblich verbessern und die Zusammenarbeit auf nationaler und internationaler Ebene stärken. Die Verwendung von innovativen Datenverarbeitungstechnologien, wie Machine-Learning-Methoden, wird zunehmend wichtiger.
Digitale Gesundheitsanwendungen und ihre Relevanz
Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) werden auch in der Rheumatologie immer relevanter. Sie verbessern den Zugang zu evidenzbasierter Therapie und fördern das Selbstmanagement der Patienten. Seit der Zulassung im September 2020 können Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen DiGA verordnen, was Patienten eine kostengünstige und zeitlich flexible Möglichkeit zur Behandlung bietet. Zwischen 2020 und 2023 wurden über 374.000 DiGA-Rezepte eingelöst, wobei diese Anwendungen als Medizinprodukte klassifiziert und intensiv evaluiert werden.
Aktuell sind 57 DiGA in Deutschland zugelassen, wobei ein Großteil auf psychische Erkrankungen ausgerichtet ist, während Anwendungen für entzündlich-rheumatische Beschwerden sich noch in der Entwicklungsphase befinden. Die Identifikation geeigneter Patienten sowie Shared Decision Making (SDM) sind entscheidend für die erfolgreiche Implementierung dieser digitalen Lösungen. Trotz der positiven Entwicklungen bestehen Herausforderungen in der Adhärenz und Akzeptanz dieser Anwendungen.
Prof. Dr. Uta Kiltz nimmt also eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Versorgungsforschung in der Rheumatologie ein. Mit ihren zahlreichen Initiativen und dem Einsatz digitaler Gesundheitslösungen wird sie dazu beitragen, die Versorgungsqualität signifikant zu verbessern und die Lebensqualität rheumakranker Patienten nachhaltig zu steigern. Der Wandel in der Rheumatologie ist durch intensive Forschung, wie sie am Rheumazentrum Ruhrgebiet betrieben wird, eine Notwendigkeit, um den aktuellen Herausforderungen der Gesundheitsversorgung gerecht zu werden.
Für weitere Informationen zu den Projekten und Perspektiven der rheumatologischen Versorgungsforschung besuchen Sie Ruhr-Universität Bochum, NCBI und PMC.