Die Stadt Pirmasens kämpft mit einer wachsenden Herausforderung: Der stark steigende Flüchtlingszuzug hat die Stadt und ihre Verwaltung an ihre Grenzen gebracht. Am 1. Februar 2025 hat das Mainzer Integrationsministerium daher eine Zuzugssperre für Pirmasens verhängt. Über 40.000 Menschen leben aktuell in der Stadt, von denen jeder vierte einen Migrationshintergrund hat. Oberbürgermeister Markus Zwick (CDU) hatte sich bereits im September an die Landesregierung gewandt und auf die kritische Situation hingewiesen.
In den letzten Monaten hat Pirmasens die Aufnahmequote von Flüchtlingen erheblich überschritten. Die dafür festgelegte Quote aufgrund des Königssteiner Schlüssels beträgt 0,99 Prozent der rheinland-pfälzischen Flüchtlinge, während die tatsächliche Quote für Pirmasens bei 1,79 Prozent liegt. Diese Überlastung hat zu einer angespannten Situation geführt, in der soziale und gesellschaftliche Integration der Neuankömmlinge gefährdet ist. Schulen und Kitas sind überlastet, und es fehlen Betreuungsplätze.
Überforderte Schul- und Sozialstrukturen
Die Grundschule Horeb in Pirmasens zeigt exemplarisch die Herausforderungen, mit denen die Stadt konfrontiert ist: Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund liegt hier mittlerweile bei 95 Prozent. Innerhalb von 10 Jahren ist die Schülerzahl von 128 auf 315 gestiegen. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass Lehrkräfte mit der Vermittlung der deutschen Sprache nicht mehr angemessen umgehen können. Viele Flüchtlinge sind zudem von Arbeitslosigkeit betroffen, da sie oft keiner Ausbildung oder Arbeit nachgehen dürfen. Die Arbeitslosenquote in Pirmasens liegt aktuell bei rund 11 Prozent, was über dem Landesdurchschnitt ist.
Zur Überwindung dieser Herausforderungen hat die Stadt auf dezentrale Unterbringung in Wohnungen gesetzt. Zentrale Sammelunterkünfte werden vermieden, was jedoch bedeutet, dass sich Flüchtlinge in bestimmten Innenstadtbereichen konzentrieren. Dies wirkt sich nachteilig auf die sprachliche und soziale Integration aus.
Politische Maßnahmen und Ausblick
Die Entscheidung des Landes Rheinland-Pfalz, eine Zuzugssperre zu verhängen, wird als notwendig erachtet, um eine bessere Integration der Flüchtlinge zu gewährleisten. Asylberechtigte und Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine dürfen nur unter bestimmten Bedingungen nach Pirmasens ziehen, etwa wenn sie bereits eine Arbeitsstelle haben. Dies soll helfen, die angespannten Integrationsstrukturen zu entlasten.
Dennoch bleibt die Situation für viele Flüchtlinge herausfordernd. Wie die UNO Flüchtlingshilfe feststellt, bringt die Ankunft in einem fremden Land weitreichende Anpassungen mit sich, darunter das Erlernen einer neuen Sprache und die Integration in unbekannte soziale Strukturen. Die aktuellen Rahmenbedingungen in Pirmasens machen es für viele Flüchtlinge zudem schwierig, sich zu orientieren und Fuß zu fassen.
Der Oberbürgermeister hat die Entscheidung des Landes unterstützt und fordert eine gerechtere Verteilung der Flüchtlinge in Rheinland-Pfalz. Die Stadtverwaltung mahnt an, dass ohne entsprechende Maßnahmen soziale und gesellschaftliche Ausgrenzung drohe und dass die finanziellen Mittel, die dem Bund zur Verfügung stehen, nicht ausreichten, um die notwendige Unterstützung zu gewährleisten. Um langfristig eine positive Integration zu ermöglichen, sind umfassende Maßnahmen und eine belastbare Strategie erforderlich.
So bleibt Pirmasens vor einer enormen Herausforderung stehen, die nicht nur humanitäre Aspekte betrifft, sondern auch soziale und wirtschaftliche Auswirkungen auf das Leben in der Stadt haben wird.