Heute wird das 150-jährige Bestehen des Frankenthaler Gockelswoog gefeiert, der nach eigenen Angaben den Titel des „ältesten Stammtischs der Welt“ beansprucht. Die Ursprünge dieser traditionsreichen Einrichtung reichen bis ins Jahr 1875 zurück, als die Idee des Wohltätigkeitswiegens an einem Fastnachtsdienstag im Gründungslokal „Zum roten Hahnen“ geboren wurde. An diesem Stammtisch versammelten sich damals Handwerksmeister und Unternehmer, darunter ein Brauereibesitzer, ein Spenglermeister und ein Patentanwalt, um bei Bockbier „Glaseria metis“ von der benachbarten Brauerei Glaser zur Diskussion über „die Gewichtigkeit“ ihrer Person zusammenzukommen. Diese Mischung aus Geselligkeit und Ernstbildete den Grundstein für die bis heute gepflegte Tradition, die mittlerweile weit über die Stadtgrenzen hinaus Bekanntheit erlangt hat.

Die Teilnehmer des ersten Wiegenevents brachten eine Dezimalwaage mit, um das Gewicht jedes Stammtischbruders zu ermitteln. Daraus ergab sich die Idee, die Gewichtsliste zu archivieren und in einem Jahr zu vergleichen. Ein Obolus wurde von jedem gewogenen Teilnehmer entrichtet. Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Wohltätigkeitswiegen zu einer beliebten Veranstaltung, die alljährlich am Fastnachtsamstag stattfindet. Dazu wurden seit 1949 insgesamt 180.664,29 Euro gesammelt, inflationsbereinigt sind das sogar 242.754,77 Euro. Auch Benefizkonzerte, die seit 2008 veranstaltet werden, haben dazu beigetragen, insgesamt 22.680,14 Euro zu erwirtschaften, um einen guten Zweck zu unterstützen.

Historische Entwicklung und Umzüge

Die Satzungen des Wohltätigkeitswiegens aus dem Jahr 1875 sind bis heute gut durchdacht, wobei die Altersangabe auf dem Wiegeschein 2021 entfällt. Das erste Lokal „Zum roten Hahnen“ schloss 1925 seine Türen und zog in die „Neue Gockelsburg“ in der Speyerer Straße um. Immer wieder musste der Gockelswoog umziehen, nicht zuletzt aufgrund verlorener Erinnerungen während des Luftangriffs von 1943. 1949 wurde die Wohltätigkeitstradition in der Gaststätte Rauch am Wormser Tor neu belebt.

In den folgenden Jahrzehnten wechselte der Gockelswoog mehrmals seine Lokation: 1964 ging es in den Brauhauskeller, 1973 ins Bahnhofhotel, 2002 in die Gaststätte „Brauerei zur Post“ und schließlich 2011 ins Hotel Central. Aktuell findet das Wohltätigkeitswiegen im Gockelsburg Café Ideal statt.

Engagement für die Gemeinschaft

Besonders erfreulich ist das Engagement der Gockelswoog-Mitglieder für die lokale Gemeinschaft. In der Fastnachtssaison 2018/2019 übernahmen die Mitglieder den Frankenthaler Stadtschlüssel und küren jährlich das Stadtprinzenpaar. So konnte das Prinzenpaar Emily I. und Bernd I. bei einem besonderen Anlass 5.800 Euro für die Frankenthaler Tafel sammeln. Alt-OB Theo Wieder betonte, dass durch solche Aktionen die Messlatte für die kommenden Jahre hoch gesetzt wird.

Insgesamt zeigt die Geschichte des Frankenthaler Gockelswoog, dass aus geselliger Zusammenkunft über die Jahrzehnte ein bedeutendes soziales Engagement hervorgegangen ist. Die Verbindung von Tradition und Wohltätigkeit bleibt auch im Jubiläumsjahr ein zentrales Anliegen dieser einzigartigen Gemeinschaft. Weiterführende Informationen können auf der offiziellen Seite des Gockelswoog unter gockelswoog.de nachgelesen werden.